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Die Zeit der Schwarzen Schwäne
Ökonomen sprechen bei plötzlichen Krisen von Schwarzen Schwänen. Normalerweise kommen sie extrem selten vor. Doch diesmal geht die abflauende Coronapandemie nahtlos in den Ukrainekrieg und das Sanktionsregime gegen Russland über. Was bedeutet das für die Volkswirtschaft und fürs Geldanlegen?
Die Liste ist lang: Mauerfall, Dotcom-Blase, der Terror vom 11. September, die Pleite von Lehmann mit anschließender Finanzkrise, die Euro-Schuldenkrise mit ihrem „Whatever it takes“, die Coronapandemie – all das waren Wendepunkte in den Köpfen der Menschen und für die Akteure an den Märkten. Seit Ende Februar ist ein Thema hinzugekommen, der nächste Schwarze Schwan gelandet: Krieg in Europa. Es gab keine Atempause.
Zwei Jahre Coronapandemie hatten die Wirtschaft herausgefordert und verändert. Es gab neue Verlierer und neue Gewinner. Prosperierende Reiseveranstalter wie TUI und grundsolide Airlines wie die Lufthansa wurden abgestraft. Gefragt waren hingegen Unternehmen, die Arbeiten von zu Hause ermöglichten, und Firmen, die im „Digital Payment“ unterwegs sind.
Preise für Energie streben weiter unaufhaltsam nach oben
Grafik: KD1
Gerade war alles dabei, sich wieder zu normalisieren. Der Hype ging zurück, Werte wie Delivery Hero und Zalando wurden auf ein Normalmaß zurechtgestutzt, weil die Zeiten stürmischen Wachstums mit Abklingen der Pandemie vorüber schienen. Substanzwerte wie Beiersdorf und auch die Aktien der Kreditinstitute gewannen. Einzig eine in Fahrt gekommene Inflation und die Frage, wann die Notenbanken gegensteuern, trübte den Blick nach vorn. „Tatsächlich konnten wir bislang für das zweite und dritte Quartal eine fulminante konjunkturelle Expansion in Deutschland erwarten“, sagt Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater.
Unmittelbare Rezession steht nicht bevor
Doch das „bislang“ dauerte genau bis zum Ausbruch des Krieges in der Ukraine. Die Sanktionen, die der Westen daraufhin gegen Russland eingeleitet hat, werden „die Konjunktur unter Druck setzen“, glaubt Kater. Aber: „Eine unmittelbare Rezession steht uns nicht bevor. Und das Winterhalbjahr wird eine verhaltene konjunkturelle Erholung bringen.“ Das klingt nach leichtem Optimismus, den Kater denen entgegenhält, die die Gefahren einer Inflationswelle und der erneuten Unterbrechung der Lieferketten höher einschätzen.
„Die bis zuletzt gestiegenen Inflationsraten erhalten nun noch einen zusätzlichen Schub“, stellt auch der Chefvolkswirt fest. Er rechnet erst im kommenden Jahr damit, dass sich die Geldentwertung wieder in Richtung des Zwei-Prozent-Ziels der Europäischen Zentralbank (EZB) bewegt. „Die gedämpfte Konjunktur, Gewöhnungseffekte von Unternehmen und Konsumenten an die neue geopolitische Lage und zumindest nicht weiter steigende Gas- und Strompreise sowie leicht rückläufige Ölpreise legen für das Jahr 2023 ein moderates Inflationsbild nahe.“ Der Aufschwung ist damit allerdings vertagt.
Notenbanken agieren unterschiedlich
Dazu kommt ein Phänomen, das neu ist: Die beiden wichtigsten Zentralbanken der Welt driften vor dem Hintergrund des Ukrainekriegs auseinander. US-Notenbankchef Jerome Powell will den Leitzins erstmals seit Dezember 2018 anheben und lässt sich davon auch bisher nicht durch die Kriegs- und Sanktionsfolgen abbringen. Dagegen betont EZB-Chefvolkswirt Philip Lane, dass die EZB alles tun werde, um die Euro-Wirtschaft angesichts des Kriegs zu unterstützen. Die EZB solle auch nicht überhastet auf die hohe Inflation reagieren. Damit ist vorgegeben, dass sich die Europäer eher nicht so schnell an einen Zinsschritt heranwagen. Für Investoren bedeutet das: Das Währungsrisiko nimmt zu. Der Dollar wird gegenüber dem Euro an Wert zulegen, Exporte in die USA könnten anziehen, Importe zurückgehen. Fondsmanager und Fondsmanagerinnen müssen daher die Bilanzen jener Firmen auf Auswirkungen durch schwankende Wechselkurse prüfen.
Ein billiger Euro kommt dabei den Ländern gelegen, die durch den Ukrainekrieg zu Mehrausgaben gezwungen sind und voraussichtlich die Neuverschuldung erhöhen müssen – wie Deutschland, wo Kanzler Olaf Scholz unter anderem 100 Milliarden Euro zusätzlich für die Bundeswehr angekündigt hat. „Sämtliche große Investitionsvorhaben der Bundesregierung müssen finanziert werden, sei es über Steuererhöhungen, Einsparungen im Haushalt an anderer Stelle oder zusätzliche Staatsverschuldung.
Und es gibt – neben dem 100-Milliarden-Topf für die Bundeswehr – noch die großen Aufgaben der Digitalisierung und Nachhaltigkeit zu bewältigen. Damit sind die finanziellen Herausforderungen für den Staat groß genug, dass eine Entscheidung darüber getroffen werden muss, ob sie durch Steuererhöhungen oder eine langsamere Konsolidierung der Schulden bewältigt werden sollen“, kommentiert Kater.
Deutschland hängt am Öl
Was sind die Folgen? Die durch Corona angestoßenen Veränderungen werden bleiben. Dazu zählen neue Formen der Arbeit, insbesondere das Homeoffice. Das hat Folgen für die technische Ausstattung, die Sicherheit gegen Cyberangriffe und das Führen von Mitarbeitenden. Die Anfälligkeit der Lieferketten bringt Unternehmen und auch die rahmensetzenden Staaten dazu, in Schlüsselbranchen auf eine Renationalisierung zu setzen. Die staatlich und privat betriebenen Initiativen zum Aufbau von Batterie- und Chipfertigungen in Europa gehören genauso dazu wie das Bemühen, sich im Energiebereich unabhängiger zu machen. Hier ist insbesondere Deutschland unter den vergangenen Bundesregierungen in eine Abhängigkeit bei Gas, Öl und Kohle von Russland geraten, die sich nun negativ auswirkt.
Nachhaltigkeit bleibt im Fokus
Die Aktienmärkte rund um den Globus gingen nach dem Angriff auf die Ukraine auf Talfahrt, ein Ende ist noch nicht absehbar. Solide Dividendentitel sind gefragt, Technologie-Aktien verlieren, Investoren setzen auf Altbewährtes – und manche auf Militärtechnologie. Aktien der Rüstungskonzerne schießen in die Höhe, ebenso wie die, denen jetzt die Energieversorgung zugetraut wird. Sie profitieren vom Umdenken in der Energieversorgung und sind außerdem als Dividendentitel bekannt. Da die Schwankungen an den Märkten extrem hoch sind, kann es mehr denn je sinnvoll sein, auf Fonds statt auf Einzelwerte zu setzen.
Bedeutet das einen Rückschlag für den Trend zum nachhaltigen Anlegen, der Investoren, Beraterinnen und Berater sowie Unternehmen seit Monaten umgetrieben hat? Ulrich Kater schüttelt den Kopf: „Im Gegenteil“, sagt er. Perspektivisch werde es sogar einen gestärkten politischen Willen geben, regenerative Energien zu forcieren und dabei auch die Unabhängigkeit von exklusiven Rohstoffen wie Öl und Gas schneller als bislang geplant zu erhöhen. „Nachhaltigkeit ist alles andere als ein Modethema, also wird der Trend zu nachhaltigen Anlagen anhalten.“ Denn Ökonomen wie dem Deka-Chefvolkswirt ist bewusst, dass auch der Klimawandel die Welt bedroht, in der wir dauerhaft leben.
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