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Auf in die Zukunft
Auch wenn die drei Partner der neuen Ampelkoalition in vielen Sachthemen auseinanderliegen – das große gemeinsame Ziel der kommenden Bundesregierung ist gesteckt: Sie will den Reformstau in Deutschland anpacken und das Land fit machen für die Zukunft. Was damit auf die Wirtschaft und die Börse zukommt.

Es war nicht mehr als ein Zeichen – aber eines, das in der Öffentlichkeit sehr wohl wahrgenommen wurde. In einer Pause in der konstituierenden Sitzung des neuen Deutschen Bundestags stand Olaf Scholz von seinem Platz auf, zog seine Maske zurecht und ging zielstrebig durch den Plenarsaal zur Sitzgruppe der FDP. Dort gesellte er sich zu einer illustren Runde mit Partei-Chef Christian Lindner, Generalsekretär Volker Wissing und Bettina Stark-Watzinger – alles Spitzenfunktionäre der Liberalen, mit denen er, wenn alles läuft, wie geplant, in der kommenden Ampelregierung häufiger zusammensitzen wird. Die Gruppe plauderte fast eine halbe Stunde, es wurde gelacht und gestikuliert, allen voran von Scholz selbst.
Ob er die Szene geplant oder zufällig die Gunst der Stunde genutzt hat, sei dahingestellt. Sein Auftritt ist jedenfalls als Symbol für den Umgangston der kommenden Bundesregierung verstanden worden: ein Miteinander auf Augenhöhe, um handlungsfähig zu sein und die großen Projekte anzuschieben, die sich SPD, Grüne und FDP vorgenommen haben. Die Agenda lautet: erneuerbare Energien hochfahren, Hunderttausende neue Wohnungen bauen, mehr soziale Gerechtigkeit und Teilhabe ermöglichen, unter anderem durch einen bundesweiten Mindestlohn von 12 Euro, die Sozialsysteme reformieren, Ausbau der digitalen Infrastruktur ebenso wie den der Ladeinfrastruktur für Elektroautos beschleunigen und so einiges mehr. Details zu den Einigungen im Koalitionsvertrag hier.
Lange haben die drei Koalitionäre bei vielen Themen um Gemeinsamkeit gerungen, und es ist unklar, welche der ambitionierten Projekte die neue Bundesregierung wie versprochen auch umsetzen kann. Doch schon jetzt steht fest: Auf die Bürger, vor allem aber auf die Wirtschaft kommen Veränderungen zu. Viele davon bringen finanzielle Belastungen, für viele Unternehmen aber auch Chancen mit sich.
Gegen Aktionismus
Doch wie beurteilen das die Investoren? „Der Anspruch an die neue Bundesregierung ist sicherlich, dass sie andere Schwerpunkte setzt und Themen angeht, bei denen die Vorgängerin eher wenig Veränderung gebracht hat“, formuliert Deka-Chefvolkswirt Dr. Ulrich Kater die Erwartung vieler Anleger. „Das bedeutet aber nicht, dass wir als Vermögensmanager in Aktionismus verfallen.
So disruptiv kann eine neue Bundesregierung nicht wirken – zumal im Verbund einer Europäischen Union –, als dass wir von heute auf morgen die Positionierung unserer Fonds, in denen deutsche Aktien enthalten sind, verändern“, ergänzt Jörg Boysen, Chefanlagestratege der Deka.
Chefvolkswirt Kater bezweifelt, dass die neue Regierung mit ihren ersten Maßnahmen vom Fleck weg einen Boom der deutschen Binnenkonjunktur auslöst. „Dazu müssen viele Faktoren passen. Das globale Umfeld halten wir derzeit für grundsätzlich positiv, speziell die exportlastige deutsche Volkswirtschaft ist von Materialengpässen aufgrund unterbrochener Lieferketten allerdings stärker betroffen als andere. Wer soll zum Beispiel die vielen Wohnungen in so kurzer Zeit bauen, wenn es wahrscheinlich auf absehbare Zeit nicht nur am dafür notwendigen Material, sondern auch an Fachkräften mangelt?“ Dass sich der Lieferstau schnell löst und der Wegfall dieser Engstelle zum Konjunktur-Booster wird, hält er für unwahrscheinlich. „Viel eher wird die neue Regierung langfristige Maßnahmen anschieben, die dann sukzessive auf die Wirtschaft einwirken“, so Kater.
Unter Ökonomen unstrittig ist, dass von den Milliardeninvestitionen, die in den Gebäudesektor, aber zum Beispiel auch in den geplanten Bau neuer Strom- und Datennetze, erneuerbarer Energieanlagen und den Ausbau der mobilen Infrastruktur fließen, positive Impulse ausgehen. Etliche deutsche, aber auch ausländische Unternehmen werden davon profitieren – zum Beispiel die Anbieter von Gebäudeenergietechnik, IT-Dienstleister oder die Hersteller von Ladesäulen für E-Fahrzeuge. Entscheidend für Kater ist dabei jedoch, dass nicht einfach nur Geld in die Hand genommen wird. „Gerade in Bezug auf den Ausbau der digitalen Infrastruktur ist entscheidend, dass es statt Flickschusterei einen Masterplan und ein bundesweites Konzept aus einem Guss gibt und am Ende auch Dienstleister beauftragt werden, die sich auf die Umsetzung verstehen“, führt er aus. „Nur dann ist auch mit einem nachhaltigen Konjunktureffekt zu rechnen.“
Doch staatliche Investitionen auf der einen Seite müssen durch Einnahmen auf der anderen Seite finanziert werden. Auch wenn die FDP Steuererhöhungen im Vorfeld der Koalitionsverhandlungen abgelehnt hat, sehen Ökonomen höhere Abgaben auf die Deutschen zukommen. „Wenn wir Klimaschutz als Bürgerinnen und Bürger ernst nehmen, müssen wir akzeptieren, dass die Preise für fossile Energieformen steigen. Hier müssen wir uns ehrlicher machen“, sagte zum Beispiel Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW).
Eine stärkere Besteuerung von Unternehmen kann sich Kater von der neuen Regierung jedoch ebenso wenig vorstellen wie eine deutliche Lockerung der Schuldenbremse. „Das würde den Wirtschaftsstandort Deutschland schwächen“, glaubt der Deka-Chefvolkswirt. „Eher wird man wohl an Themen wie die unterschiedlichen Mehrwertsteuersätze und auf Dauer wahrscheinlich auch an den Einkommensteuertarif rangehen.“ Um private Investitionen zu stimulieren, hält er zeitlich befristete Sonderabschreibungen für die sinnvollere Maßnahme. „Der Charme dabei ist: Dauerhaft negative Ausfälle für den Fiskus werden damit vermieden, weil Ertragsteuern zeitlich nur verschoben werden.“
Auch negative Effekte von höheren CO2-Preisen und den Vorgaben einer strengeren Klimapolitik auf Industriebranchen in Deutschland sollten laut Kater nicht überbewertet werden. „Vor fünf Jahren war die Diskussion über CO2-Preise noch eine ganz andere. Die Unternehmen etwa im Stahl- oder Chemiesektor haben auf den zwischenzeitlichen Wandel der Bedeutung dieses Themas längst reagiert“, beobachtet er. „Notwendig für den anstehenden Umbau sind allerdings konkrete Hilfen und Anreize, damit Wirtschaft und am Ende auch die Verbraucher die höheren Preise zum Beispiel durch teureren grünen Stahl akzeptieren.“
Ein nachhaltig produziertes Auto wird überschlägigen Kalkulationen im Mittelklassesegment zum Beispiel dadurch rund 5000 Euro mehr kosten. Eine angedachte Umverteilung durch ein Klimageld wird dabei kaum reichen, um diese Mehrkosten auszugleichen. „Daher müssen die entsprechenden Industrien vor billigen Importen geschützt werden. Gerade seit der Corona-Pandemie zeigt sich der Wert lokaler Wertschöpfungsketten“, hebt Kater hervor.
Industrielle Kernbranchen wie Stahl oder Chemie werde die Regierung seiner Einschätzung nach nicht einfach sterben lassen, nur weil sie vermeintliche CO2-Schleudern sind – auch deshalb, weil diese Branchen anteilig einen hohe Wertschöpfungsanteil in der deutschen Volkswirtschaft haben und damit für Arbeitsplätze und Einkommen stehen. „Außerdem besteht die Gefahr, dass die hiesigen Betriebe ihre Materialien verstärkt zum Beispiel aus China beziehen, wo man weiter stark auf Kohlekraft setzt. In Sachen Nachhaltigkeit wäre das am Ende daher das völlig falsche Zeichen“, warnt der Deka-Experte.
Auf die Bürger kommen Belastungen zu
Vor diesem Hintergrund sind die Perspektiven etwa für Stahlkocher, aber auch Chemiewerke, Maschinen- und Autobauer differenziert zu beurteilen. Dazu kommt die Aussicht auf einen höheren Mindestlohn, wodurch sich das Lohnniveau insgesamt nach oben verschieben dürfte. Das könnte die Inflation treiben und die Konjunktur 2022 bremsen. „Die Aktien von Stahlkonzernen oder Automotive-Herstellern weisen daher aktuell viel geringere Kurs-Gewinn-Verhältnisse aus als etwa Titel aus IT-Branchen“, erläutert Boysen.
Eine Anlagestrategie, pauschal in strukturelle Gewinner der anstehenden Transformation zu investieren, egal wie hoch diese bewertet sind, und Branchen, auf die hohe Belastungen zukommen, links liegen zu lassen, hält er jedoch für wenig sinnvoll. „Das würde bedeuten, Chancen in Bereichen zu verpassen, in denen der Umbau gelingt. Einzelnen deutschen Automobilbauern steht unter diesem Gesichtspunkt wahrscheinlich eine Neubewertung bevor, die allerdings noch Jahre dauern kann“, gibt der Aktien-Experte zu bedenken. „Es geht also darum, nicht die besten Unternehmen für unsere deutschlandlastigen Fonds zu identifizieren, sondern grundsätzlich darum, lukrative Aktien in unsere Portfolios zu nehmen – das können Profiteure des Wandels sein, im Einzelfall ebenso aber auch strukturelle Verlierer, wenn eine gute Restrukturierungsstory und eine günstige Bewertung dahintersteht.“
Auf der Suche nach günstigen Aktien
Um die zu finden, sei ein offener Blick notwendig und nicht der Drang, auf den aktuellen Hype durch eine neue Bundesregierung aufzuspringen. Dabei macht die Börsensituation den Job von Boysen und seinem Management-Team nicht einfacher. Seit der Dax von Rekordhoch zu Rekordhoch springt, sind günstig bewertete Aktien nur schwer zu finden. Die Deka-Fondsmanager sprechen daher auch unter Corona-Bedingungen jeden Tag mit Unternehmensvorständen, nehmen Bilanzen unter die Lupe und klopfen Gewinnschätzungen ab, um ihre Fondsportfolios möglichst breit mit guten Titeln aufzustellen. Kaum ein Privatanleger hat selbst so viel Zeit dafür und kann mit Topmanagern persönlich reden. Gerade deshalb bieten sich aktiv gemanagte Fonds in dem von einem ökonomischen Wandel geprägten Umfeld an. Damit besteht die Aussicht, dauerhaft an den Möglichkeiten teilzunehmen, die die Aktienmärkte bieten. Zugleich sorgt eine breite Streuung dafür, dass das Anlagerisiko minimiert wird.
Dazu kommt, dass einzelne Deka-Fonds unterschiedliche Strategien fahren. Der Deka-Deutschland Nebenwerte investiert zum Beispiel in deutsche Aktien aus der zweiten Reihe, die lange begleitet werden. „Schlechte Quartalszahlen sind dabei nicht so entscheidend, wenn der langfristige Aufwärtstrend intakt ist“, erläutert Boysen.
Entscheidend sei, nicht kurzfristigen Trends hinterherzulaufen. Vor allem auf politische Impulse zu setzen, wäre viel zu kurz gedacht. Ob der neue Regierungsbesen gut kehrt, wird man ohnehin erst in vier Jahren beurteilen können.
Die Ressortverteilung in der neuen Bundesregierung
Wer ist für welches Ministerium verantwortlich in der Ampel-Regierung? Das gibt auch schon Signale dafür, wo SPD, Grüne und FDP ihre inhaltlichen Schwerpunkte in der Tagesarbeit setzen werden. Das sind die Ministerien, die jede Partei führen wird:
SPD:
Kanzler & Kanzleramt
Innen
Gesundheit
Arbeit & Soziales
Verteidigung
Bauen & Wohnen
Wirtschaftliche Zusammenarbeit
Bündnis 90 / Die Grünen:
Auswärtiges Amt
Wirtschaft & Klima
Familie
Landwirtschaft
Umwelt
FDP:
Finanzen
Justiz
Bildung
Verkehr
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Chefredakteur: Olivier Löffler (V. i. S. d. P.)
Projektleitung: Gerhardt Binder
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