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30.05.2022

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6 Min.

Endlich wieder reisen

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Nach zwei Pandemiejahren hofft die Reisebranche, dass das Urlaubsgeschäft in der Sommersaison 2022 wieder an alte Zeiten anknüpft. Doch die Aussichten sind nicht ungetrübt: Steigende Energie- und Lebenshaltungskosten drohen mittelfristig zum Bremsklotz für die Branche zu werden.

Für die Anwohnerinnen und Anwohner des Düsseldorfer Flughafens ist es mit den relativ ruhigen Zeiten bald vorbei. An dem nach Passagierzahlen viertgrößten Flughafen Deutschlands laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren, um die in Coronazeiten stillgelegte zweite Startbahn wieder in Betrieb nehmen zu können. Nach Angaben der Flughafengesellschaft starteten in den zweiwöchigen Osterferien rund 800.000 Menschen vorwiegend Richtung Süden. Das sind über 60 Prozent mehr als in den Osterferien 2019 vor Ausbruch der Pandemie.

So wie in Düsseldorf gehen aktuell an allen wichtigen deutschen Flughäfen die Zahlen für Starts und Landungen nach oben. Am Drehkreuz Frankfurt etwa wurden im März rund 2,9 Millionen Passagiere abgefertigt. Das entspricht einem Plus von 217,9 Prozent gegenüber dem Vergleichsmonat 2021.

Unübersehbar ist, dass der Markt für Reisen und Freizeit auf dem Weg zurück auf das Niveau des Rekordjahrs 2019 ist. Damals hatten die Deutschen nach Angaben der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) insgesamt für über 70 Milliarden Euro Urlaubsreisen im In- und ins Ausland gebucht.

Herber Einbruch durch Corona

Grafik: KD1

Nach 25 Monaten Pandemie, in denen manche notgedrungen ihre Ferien auf Balkonien verbracht haben, steht auf dem Wunschzettel vieler Deutscher in diesem Jahr ganz oben: endlich wieder reisen! 65 Prozent der Bundesbürgerinnen und Bundesbürger ist es dabei eigentlich egal, wohin sie in den Urlaub fahren. Hauptsache, sie fahren. So zumindest die Studie des Buchungsportals Booking.com, für die Ende letzten Jahres mehr als 24.000 Menschen in 31 Ländern und Regionen befragt wurden.

Global gesehen erreichen die Einbußen für den Tourismus aufgrund der Pandemie nach einer Hochrechnung der Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD) und der UN-Tourismusorganisation (UNWTO) in einer Mitte vergangenen Jahres veröffentlichten Studie umgerechnet rund 3,8 Billionen Euro.

„Die Tourismusanbieter hatten mit der Pandemiesituation besonders zu kämpfen“, fasst Katrin Dippold-Tausendpfund, Senior Marketing Scientist beim Daten- und Analyse-Unternehmen GfK, die Branchensituation zusammen. Nun können Veranstalter, Hotelbesitzer und Airlines auf eine nachhaltige Belebung des Urlaubsgeschäfts hoffen. Der Mobility Market Outlook der Marktforschungsfirma Statista prognostiziert der Branche einen globalen Umsatz von 350 Milliarden Euro. Das wäre ein Plus von 35 Prozent gegenüber den 260 Milliarden Euro aus dem Vorjahr. Die Beherbergungsbetriebe in Deutschland zum Beispiel haben im März ein deutliches Plus bei den Übernachtungszahlen verbucht. Sie verzeichneten 25,1 Millionen Übernachtungen in- und ausländischer Gäste, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Das waren demnach fast dreimal so viele (plus 175,7 Prozent) wie im März 2021, als aufgrund der Coronapandemie ein Beherbergungsverbot für privat reisende Gäste galt. „Reisen steht für die Bundesbürger weiterhin an erster Stelle. Da verhalten sie sich wie in vorangegangenen Krisen: Die von Krieg betroffenen Regionen und Nachbarländer, aktuell etwa die Schwarzmeerküsten, werden gemieden. Der Tourismus dort wird sich erholen, wenn sich die Lage vor Ort entspannt“, weiß Zukunfts- und Tourismusforscher Ulrich Reinhardt.

Globaler Umsatz von 350 Milliarden Euro

Auch für Anlegerinnen und Anleger wird damit das Thema Tourismus interessant. „Andere Themen haben sich nach Covid sehr schnell erholt, Reisen kommt erst jetzt voll zurück,“ sagt Philipp Spormann, der mit seinem Fonds, dem Deka-GlobalSelect, Aktientrends rund um den Globus verfolgt. Davon ist auch Alexander Eickhoff, Fondsmanager des Deka-MegaTrends, überzeugt. 

Bis vor der Pandemie war der Tourismus eine der tragenden Säulen in der deutschen Volkswirtschaft. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes erzielte der Sektor im Jahr 2019 mit 124 Milliarden Euro rund 4 Prozent der Wertschöpfung des deutschen Bruttoinlandsprodukts und beschäftigte rund 9 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland. Mit dem Ausbruch des Virus ist die Branche zu einem Sanierungsfall geworden. Bei der Lufthansa und ihren Töchter-Airlines brach im Jahr 2020 das Passagieraufkommen um 75 Prozent ein. Den deutschen Reiseveranstaltern bescherten Stornierungen, Rückholaktionen und ausbleibende Urlauberinnen und Urlauber infolge von Lockdowns im gleichen Zeitraum Umsatzeinbrüche von bis zu 60 Prozent.

Diese Krise scheint überwunden. „2022 wird ein gutes Geschäftsjahr mit einem starken Reisesommer“, zeigte sich Tui-Konzernchef Fritz Joussen überzeugt. Pauschalreisen und Kreuzfahrten sind neben Individualangeboten im Premiumbereich wie etwa Cluburlaube wesentlicher Teil des Kerngeschäfts. Allein in den ersten drei Monaten zählte das Unternehmen 1,9 Millionen Gäste und damit fast zehnmal so viel wie vor einem Jahr. In den letzten sechs Wochen lagen die zusätzlichen Buchungen nach eigenen Angaben sogar über den Vergleichswerten von 2019.

Hoffnung macht Joussen bei seinem optimistischen Ausblick, dass die Kundinnen und Kunden deutlich mehr Geld pro Reise ausgeben als vor Corona, für den Sommer durchschnittlich 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Trend: längere Aufenthalte, weiter entfernte Destinationen und luxuriösere Unterkünfte. „Die Buchungen werden deutlich teurer, und sie werden deutlich kurzfristiger getätigt“, schrieb Joussen wenige Tage zuvor in einem Brief an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Das ist gut für den Umsatz, die Margen und die Profitabilität.“

Für GfK-Expertin Dippold-Tausendpfund profitiert Tui davon, dass sich das Unternehmen einen hohen Bekanntheitsgrad als Reiseanbieter erarbeitet hat. Die Pandemie hat allerdings die Erwartungen der privaten Haushalte an das Reisen verändert. Infektionsschutz und Hygiene auf der Reise und vor Ort hat ihren Beobachtungen zufolge ebenso einen höheren Stellenwert bekommen wie elektronische Angebote und unkomplizierte Umbuchungsmöglichkeiten. „Hier haben etablierte Anbieter mit Flextarifen, Investitionen in die Kundenkommunikation und Digitalisierungsinitiativen gezeigt, dass sie von Trendsettern wie etwa Booking.com, die schon vor der Pandemie stark waren, gelernt haben“, analysiert Dippold-Tausendpfund. Viele Urlaubsregionen haben zudem während der Pandemie darüber nachgedacht, stärker in eine Art von Tourismus zu investieren, die sich vom Massentourismus entfernt. „Nachhaltigkeit für die Reise an sich und Nachhaltigkeit vor Ort haben gerade bei einer vergleichsweise kleinen Kundengruppe, die bereit und in der Lage ist, viel Geld für den Urlaub auszugeben, an Bedeutung gewonnen“, stellt Christoph Zeh, Account Director Travel & Mobility bei GfK, fest, „aber diese Zielgruppe ist auf Dauer nicht die Masse“.

Doch unter dem Blickwinkel der Nachhaltigkeit gerät die Tourismusbranche vor allem wegen ihres Umgangs mit dem Klimawandel und dem eigenen CO2-Fußabdruck unter Druck. „Die Branche ist gefordert, Antworten zu finden, beispielsweise, um den hohen Energie- und Wasserverbrauch zu senken und die Abfallmenge deutlich zu mindern“, sagt Ingo Speich, Leiter Nachhaltigkeit & Corporate Governance bei der Deka Investment. Regulierung und Konsumenten fordern ihm zufolge zunehmend eine stärkere Ausrichtung auf Nachhaltigkeit ein. „Durch die Integration von Nachhaltigkeit in ihre Abläufe müssen Tourismusunternehmen die eigenen Geschäftsmodelle künftig zukunftsfester machen.“

Wegen der hohen Emissionen von Treibhausgasen und des Ressourcenverbrauchs stehen vor allem die Veranstalter von Kreuzfahrten in der Kritik. Doch auch hier deutet sich ein Comeback der weißen Riesen für GfK-Analystin Dippold-Tausendpfund an: „Kreuzfahrtanbieter haben eine sehr treue Kundschaft. Das wird sich nun nach dem Abflauen der Pandemie wieder stärker zeigen“, ist sie überzeugt. Und ergänzt: „Die Anbieter arbeiten an Themen wie Nachhaltigkeit und Umweltschutz – etwa durch den Einsatz von Schiffen, die mit Flüssiggas betrieben werden.“

Reisemarkt beweist Resilienz

Pioniere wie die schwedische Firma Alfa Wall Oceanbird, ein Joint Venture des Umwelttechnikspezialisten Alfa Laval und der auf Dekarbonisierung spezialisierten schwedischen Reederei Wallenius, arbeiten zudem an Kreuzfahrtschiffen, die ganz ohne fossile Energieträger auskommen. Damit könnten die Kreuzfahrtlinien zum Vorzeigemodell der gesamten Reisebranche werden. „Gerade die Kreuzfahrtbranche benötigt dringend technologische Innovationen, um die Emissionen in küstennahen Gebieten und in Häfen deutlich zu reduzieren. Diese Transformation hin zu emissionsärmeren Technologien muss auch vom Kapitalmarkt unterstützt werden“, erläutert Nachhaltigkeits-Experte Speich.

Ein großes Fragezeichen indes steht hinter den mittelfristigen Aussichten des Tourismus- und Freizeitmarktes, vor allem wegen der rasant gestiegenen Energiekosten. „Die Reiseveranstalter sichern sich einen Großteil ihrer Flugkapazitäten weit im Voraus“, weiß Reiseexperte Zeh und prognostiziert: „Dadurch werden die Preise erst in der Wintersaison 2022/23 deutlich anziehen.“ Für seine Kollegin Dippold-Tausendpfund haben Anbieter in dieser Situation Wettbewerbsvorteile, die ihre Kunden gut kennen: „Es gibt unterschiedliche Typen von Reisenden wie etwa Städtereisende oder Urlauber auf Kreuzfahrtschiffen. Die landen nicht bei irgendeinem Portal oder Veranstalter, sondern bei dem Anbieter, der sich auf ihre Bedürfnisse optimal eingestellt hat.“

Dippold-Tausendpfund geht davon aus, dass mittelfristig die meisten Konsumentinnen und Konsumenten auf keinen Fall auf Urlaub verzichten, sondern downgraden werden. „Es wird eher kürzer und weniger weit verreist“, glaubt sie. „Davon werden die teuren Marken im Reisemarkt weniger betroffen sein als der Rest – wenn Urlauberinnen und Urlauber das Gefühl haben, dass es sich lohnt, ein Premium zu zahlen, und dass sie für ihr Geld einen angemessenen Gegenwert bekommen.“

Hohe Inflationsraten, mehr Nachhaltigkeit und immer wieder aufflammende geopolitische Spannungen sind Themen, die die Tourismusbranche weiterhin beschäftigen werden. Ob das Niveau des Rekordjahrs 2019 real gesehen noch einmal erreicht werden kann, ist somit offen. Mit dem Abflauen der Pandemie beweist der Reisemarkt allerdings seine Resilienz. Das bietet Investorinnen und Investoren immer wieder Gelegenheiten.

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