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Der Ukraine-Konflikt – Gift für die Börsen?
Russische Truppen an der Grenze zur Ukraine wecken seit Wochen die Sorgen um eine mögliche Invasion. Die Forderung Russlands, eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine auszuschließen, stößt bei den westlichen Partnern bislang auf strikte Ablehnung. Wie real ist die Bedrohung – und was heißt das für die Kapitalmärkte?
„Trotz des harschen Tons stehen die Signale auch in Russland auf Gesprächsbereitschaft. Solange die diplomatischen Kanäle offen sind, dürfte eine militärische Eskalation verhindert werden können“, zeigt sich Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater optimistisch. Zudem wäre eine Invasion für Russland sowohl international aufgrund der drohenden westlichen Sanktionen als auch im Inland aufgrund der zu befürchtenden Verluste in den eigenen Reihen mit sehr hohen Kosten verbunden „Eine militärische Eskalation ist daher nach wie vor das unwahrscheinlichere Szenario.“ Allerdings gelte: „Die geopolitischen Spannungen werden vorerst hoch bleiben, da Russland offensichtlich den Druck auf den Westen aufrechterhalten will.“ Ein Eskalationsszenario könne deshalb definitiv nicht ausgeschlossen werden.
Im Falle einer militärischen Invasion in der Ukraine hätte Russland mit strikten Sanktionen des Westens zu rechnen. Die USA und das Vereinigte Königreich haben ihre Unterstützungszusage an die Ukraine – nicht zuletzt durch Waffenlieferungen – bekräftigt. Die Pläne der USA sehen persönliche Sanktionen gegen die russische Führung einschließlich Präsident Putin, ein Verbot von Transaktionen mit neu begebenen russischen Staatsanleihen sowie Sanktionen gegen einige große russische Finanzinstitute vor. „Das würden den Zahlungsverkehr Russlands erheblich erschweren und die Konjunktur des Landes schwächen“, so Kater. Die Zahlungsfähigkeit Russlands dürfte aufgrund der soliden Ausstattung mit Devisen- und Fiskalreserven allerdings erhalten bleiben.
Foto: DekaBank
Auf die Rohstoffmärkte kommt es an
Im Warenhandel ist Russland für Deutschland eher unbedeutend. Wichtig ist Russlands aufgrund seines großen Schatzes an Rohstoffen und der Erdgaslieferungen. Von hier kommt mehr als die Hälfte der gesamten deutschen Erdgasimporte. Da die Ukraine Transitland ist, spielt auch die neu gebaute, aber noch nicht in Betrieb genommene Gaspipeline „Nord Stream 2“ eine Rolle in diesem Konflikt. Russlands Vorgehen werde Konsequenzen für die Inbetriebnahme dieser neuen Pipeline haben, hat die deutsche Außenministerin Baerbock jüngst klar gestellt. Das verschlechtert die ohnehin ungewissen Aussichten für „Nord Stream 2“.
„Brisant ist das auch deshalb, weil die Erdgaspreise europaweit im Winterhalbjahr schon auf konjunkturbedrohliche Niveaus angestiegen und die Erdgaslager schwach gefüllt sind. Das verstärkt die Inflationsrisiken“, so Kater (lesen Sie "Teil einer europäischen Energiekrise") Doch auch mit Blick auf andere Rohstoffe wie Aluminium hat Russland eine bedeutende Rolle. Die Sanktionen des Westens könnten deutsche Schlüsselbranchen wie die Automobilindustrie oder den Maschinenbau über die Rohstoffseite in Bedrängnis bringen.
Vor allem russische Finanzmärkte betroffen
Auswirkungen auf die Finanzmärkte hatte die bedrohliche Situation bislang vor allem für Russland selbst. Der russische Aktien- und Anleihemarkt schmierte ab und der russische Rubel verlor an Wert. Deutsche, europäische und US-Aktienmärkte reagieren dagegen noch gelassen. Das dürfte sich allerdings kurzfristig ändern, sollte Russland tatsächlich militärisch gegen die Ukraine vorgehen. „Selbst dann dürften die Auswirkungen auf die Finanzmärkte zeitlich wie vom Ausmaß her aber überschaubar bleiben. Geostrategisch handelt es sich schlichtweg auch weiterhin um einen lokalen Konflikt“, so Kater.
Die gravierendsten längerfristigen Auswirkungen würden wiederum vor allem russische Assets und die russische Wirtschaft zu spüren bekommen. Hierzulande dürfte die Konjunktur zwar durch weiter steigende Energierohstoffpreise belastet werden, mit dem Ende des Winters würde der Druck hier jedoch auch wieder nachlassen. Insgesamt sind die Risiken wohl nicht groß genug, um im Euroraum oder in den USA einen nachhaltigen konjunkturellen Abschwung auszulösen.
Das Fazit von Chefvolkswirt Kater: „Wir halten an unserem aufwärtsgerichteten Konjunkturbild fest, welches weiterhin Unterstützung insbesondere für die Aktienmärkte bietet. Trotz möglicher erhöhter Schwankungen wären diese doch am Ende politisch bedingten Schwankungen von begrenzter Dauer. Eine Spekulation auf solche Ereignisse ist nach aller Erfahrung nicht sinnvoll.“
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