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Mit Macht auf den Markt
Der Automobilmarkt ist in Bewegung, doch der Durchbruch der Elektromobilität lässt noch auf sich warten. Gleichzeitig drängen neue Anbieter auf den Markt und setzen die Großen der Branche mit aggressiver Preispolitik unter Druck. Fondsmanager der Deka zeigen, wie sie langfristig in den Megatrend Mobilität investieren.
Ein Pott, randvoll mit Autos beladen, legt in Bremerhaven an. Die Ankunft der „BYD Explorer No. 1“ Ende Februar war eine Premiere, über die selbst die bundesweite Presse berichtete. Denn das Schiff, das erstmals an Deutschlands größtem Auto-Überseeterminal festmachte, gehört dem chinesischen Autokonzern BYD. Es ist das erste einer Transportflotte, die der chinesische Hersteller eigens für den Export seiner Fahrzeuge aufbaut. 100.000 Elektroautos pro Jahr will BYD damit nach Bremerhaven und in andere Nachbarhäfen bringen. Der ambitionierte Plan zeigt: Die Hersteller aus dem Reich der Mitte drängen mit Macht auf die großen Märkte in Europa und den USA. Sie setzen mit aggressiven Preisen und konkurrenzfähigen Elektromodellen die Platzhirsche dort unter Druck.
Michael Schneider, Fondsmanager des Deka-UmweltInvest, ist von der bisherigen Strategie des Konzerns überzeugt: „Elektromobilität spielt eine Schlüsselrolle im Kampf gegen den Klimawandel – und BYD macht in diesem hart umkämpften Markt derzeit vieles richtig.“ Ihr Ziel, Weltmarktführer bei Elektrofahrzeugen zu werden, treiben die Chinesen vor allem mit Innovationen voran. Das Management investiert massiv in Forschung und Entwicklung – allen voran in die Batterietechnologie.
Innovation als Treiber des Wachstums
Im August bringt BYD die zweite Generation seiner selbst entwickelten Blade-Batterie auf den Markt. Sie verspricht Reichweiten von über 1000 Kilometern pro Ladung und eine kompaktere Bauweise. Gleichzeitig kostet die Batterie rund ein Drittel weniger als Lithium-Ionen-Batterien, die beispielsweise europäische Hersteller in ihren Elektrofahrzeugen verbauen.
Doch einige davon kaufen wegen der günstigen Preise inzwischen auch bei BYD ein. Der Konzern ist mit seiner Technologie bei E-Auto-Batterien zur weltweiten Nummer 2 aufgestiegen. Gleichzeitig ist er auch in anderen Bereichen der Nachhaltigkeit aktiv – etwa bei der Produktion von Solarzellen und beim Aufbau eines eigenen Netzes von Ladestationen.
Deka-Fondsmanager Schneider schaut aber nicht nur auf die Hersteller von Elektroautos. Gute Chancen sieht er auch bei Zulieferern von funktionskritischen Systemkomponenten. Dazu zählen beispielsweise Halbleiter. Die Steuerung moderner E-Autos in Kombination mit autonomem Fahren stellt immer höhere Anforderungen an die im Fahrzeug verbaute IT-Hardware. „Um das komplexe Verkehrsgeschehen abzubilden und das Fahrzeug zu vernetzen, müssen Millionen von Daten in Echtzeit verarbeitet werden“, sagt Schneider. „Dafür braucht es hochleistungsfähige Prozessor- und Speicherchips.“ Die Fachleute von Continental rechnen zum Beispiel damit, dass autonom fahrende Fahrzeuge mehrere Terabyte Daten pro Minute erzeugen. Die benötigte Rechenleistung, um diese Daten schnell oder sogar nahezu in Echtzeit verarbeiten zu können, erhöht sich ihrer Prognose zufolge pro Auto von 2015 bis 2030 voraussichtlich um den Faktor 50.
Markt bietet Chancen für IT-Unternehmen
Ein Unternehmen, das von der steigenden Nachfrage nach mobiler Rechenleistung profitiert, ist der deutsche Chiphersteller Infineon, in den der Deka-UmweltInvest investiert hat. Nach Angaben des Konzerns werden in jeden Stromer im Jahr 2030 Halbleiter im Gegenwert von 2000 Dollar eingebaut. Aktuell liegt dieser Wert bei 1300 Dollar pro E-Fahrzeug. „Ein Bestand von rund 45 Millionen Fahrzeugen allein in Deutschland, von denen derzeit erst gut zwei Prozent Elektroautos sind, zeigt, welch großes Wachstumspotenzial der Fahrzeugmarkt für Halbleiterhersteller hat“, stellt Schneider fest.
Doch nicht nur bei der Hardware, auch bei der Software haben die Automobilhersteller großen Bedarf. „Der harte Wettbewerb, der auch über den Preis ausgetragen wird, erfordert schnellere und vor allem kostengünstigere Entwicklungszyklen“, weiß Schneider. „Nur so können die Hersteller konkurrenzfähig bleiben.“ Zum Beispiel muss inzwischen nicht mehr für jeden Crashtest ein nagelneues Auto zu Schrott gefahren werden. Spezielle Rechenprogramme können Unfälle mithilfe künstlicher Intelligenz (KI) virtuell simulieren. „Und in der Serienproduktion hilft KI, die Qualität zu verbessern und Fertigungsschritte zu reduzieren“, so der Fondsmanager. Jedes Elektroauto braucht zudem ein eigenes Betriebssystem – ähnlich wie ein Handy. „Damit ergeben sich lukrative Geschäftsmöglichkeiten für klassische Softwareentwickler, von denen wir einige ins Portfolio genommen haben.“
Die Mobilität der Zukunft führt auch zu einer Neuaufteilung des Verkehrsraums und zu neuen Geschäftsmodellen. „Das Fahrrad rückt dabei – auch mit Sharing-Angeboten – vor allem in den Städten immer mehr in den Mittelpunkt“, beobachtet Schneider. Deshalb hat er in Shimano investiert. Der japanische Konzern rüstet vier von fünf neuen Fahrrädern mit seinen Schaltungen und/oder Bremsen aus und hat wegen der hohen Nachfrage sogar mit Lieferschwierigkeiten zu kämpfen. Dass Pedelecs und E-Bikes das klassisch mit Muskelkraft angetriebene Fahrrad zunehmend verdrängen, eröffnet dem Unternehmen neue technische Möglichkeiten und Raum für Innovationen. So nutzen die Ingenieure die elektrische Energie des mitgeführten Akkus für vollautomatische Schaltwerke, die elektronisch die Gänge wechseln.
In den Wandel investieren
E-Mobilität im weiteren Sinne hat auch Alexander Eickhoff im Blick. Für den Fondsmanager des Deka-MegaTrends ist sie ein Teilbereich des großen Trends „Klima&Umwelt“ – einer von sechs Megatrends, in die der Fonds investiert. Aufgrund der Rahmenbedingungen hat Eickhoff seine Investments im Bereich Mobilität zuletzt zurückgefahren. An einer Position hält er jedoch fest: Tesla. „Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen auf dem Elektroautomarkt ist es schwieriger geworden, die Bewertung und die Chancen des Unternehmens einzuschätzen“, sagt er. Grundsätzlich sieht er jedoch große Zukunftschancen im Bereich Mobilität. Daher wäre es aus seiner Sicht leichtfertig, in diesem Segment völlig unterinvestiert zu sein. „Die Transformation zur E-Mobilität im weitesten Sinne ist in vollem Gange“, stellt Eickhoff fest. „Doch inzwischen hat sich vielerorts eine gefährliche Unterströmung aus Regulierung, Protektionismus und verschärftem Wettbewerb gebildet. Das macht es für Anlegerinnen und Anleger derzeit schwierig, in Mobilität als Ganzes zu investieren. Es gilt, den Spagat zwischen Chance und Risiko zu meistern und strategisch zu investieren.“
Fotos: Deka; Titelfoto: picture alliance / Xinhua News Agency / Wang Feng
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