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21.10.2024

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3 Min.

Langeweile ist King

Text:

Die britische Wirtschaft hat viele Schocks verkraftet. Nun setzt die neue Regierung auf Stabilität. Und langsam zeichnet sich tatsächlich ein Aufschwung ab. Für Anlegerinnen und Anleger sind das gute Nachrichten.

Dieser Beitrag beginnt, wie kein Beitrag beginnen sollte: mit Langeweile. In Großbritannien herrscht oberflächlich betrachtet genau das: Langeweile – und das ist gut so. Das Königreich hat ein turbulentes Jahrzehnt hinter sich: Regierungswechsel am laufenden Band, Brexit und mittendrin – wie bei allen – der Ausnahmezustand wegen Corona, am Ende eine Tory-Regierung, die mehr erlitten als geliebt wurde, und Wahlen im Sommer, die mit einem entsprechend überwältigenden Erfolg der bis dahin oppositionellen Labourpartei endeten. Die meisten politischen Risiken seien nun vom Tisch, sagt Deka-Senior-Analystin Marina Lütje: „Die Handelsbeziehungen zur EU sind geklärt.“ Sie bleibe der wichtigste Partner. „Und um die Unabhängigkeitsbestrebungen in Nordirland und Schottland ist es ruhig geworden.“

Königreich steht nicht schlecht da 

So wird deutlich, wie es dem Land seit dem EU-Austritt wirklich geht. Und siehe da: Das Königreich steht noch, und es steht gar nicht so schlecht da. „Die Inflation geht zurück, es herrscht Vollbeschäftigung. Steigende Löhne führen zu mehr privatem Konsum. Damit klettert die Binnennachfrage. Von der Bank of England werden nach der Zinswende im August weitere Zinssenkungen erwartet. Die Aussichten sind also gut“, resümiert Lütje.

Der Gouverneur der britischen Notenbank Andrew Biley deutete zuletzt sogar eine „aggressivere“ Zinspolitik an, die Zinsen könnten also schneller sinken, wenn sich die rückläufigen Inflationstendenzen fortsetzen. Natürlich werde Großbritannien durch den Brexit auf seinem Wachstumspfad nach unten gedrückt, sagt Analystin Lütje. Aber unter dem Strich stehe die britische Wirtschaft mit einem geschätzten Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von knapp einem Prozent in diesem Jahr deutlich besser da als etwa Deutschland (minus 0,2 Prozent). Damit ist die Expertin vorsichtiger als die offiziellen Schätzer der Nationalbank in London, die derzeit sogar von einem Wachstum von 1,25 Prozent ausgehen. Regierungschef Keir Starmer hatte sich im Wahlkampf ein jährliches Wirtschaftswachstum von 2,5 Prozent auf die Fahnen geschrieben.

Foto: picture alliance / dpa / Christoph Meyer; Titelfoto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Yui Mok

City of London: Der Finanzdistrikt der britischen Hauptstadt ist trotz des EU-Austritts Großbritanniens in den vergangenen Jahren kräftig gewachsen.

Vor diesem Hintergrund hat der wichtigste britische Aktienindex, der FTSE100, in den vergangenen Monaten ein solides Plus von rund acht Prozent erzielt. Als Gradmesser für den tatsächlichen Zustand der britischen Wirtschaft taugt er aber nur bedingt. „Dafür sind die im Index enthaltenen Unternehmen zu global aufgestellt und die Abhängigkeit vom Heimatmarkt zu gering“, sagt Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmarkt und Strategie bei der Deka.

„Die Zusammensetzung des Index ist defensiv, die Kursschwankungen sind daher geringer als bei anderen großen Indizes.“ Dominiert wird der Index von Unternehmen aus den Bereichen Finanzdienstleister, langlebige Konsumgüter, Pharma und Industrie, wobei Marina Lütje darauf hinweist, dass Großbritannien traditionell ein deutliches Übergewicht im Dienstleistungssektor hat. Der Finanzsektor sei stark, aber beispielsweise auch Handel, Gastgewerbe und Transport. „Die Industrie trägt nur etwa zehn Prozent zum BIP bei“, so Lütje. Laut dem Global Financial Centres Index 2023 ist London nach New York der zweitwichtigste Finanzplatz der Welt. Zudem haben viele weltweit tätige Rohstoffkonzerne ihren Sitz im Vereinigten Königreich.

Während der Brexit die Warenimporte und -exporte belastete, zeigte sich bei den Dienstleistungen ein anderes Bild: Die britischen Gesamtexporte wuchsen 2023 nach Angaben des britischen Statistikamts nominal um 4,6 Prozent. Dabei gingen die Warenexporte zurück, aber die Dienstleistungsexporte legten so stark zu, dass unter dem Strich ein Plus stand. Das anhaltend dynamische Wachstum hat den Anteil der Dienstleistungen an den Gesamtexporten auf 56 Prozent steigen lassen und Großbritannien insgesamt auf Platz vier der weltweit größten Exportländer katapultiert. Dahinter steht nicht nur der Finanzplatz London, sondern auch Business & Legal Services, IT, Tourismus und kreative Dienstleistungen wie etwa Grafikdesign. Die Tatsache, dass viele dieser Arbeiten digital erbracht werden können, hat die Anfälligkeit für externe Schocks wie eine Pandemie oder den Brexit verringert.

„Labour wird es nach dem Brexit- und Corona-Schock vor allem um politische und wirtschaftliche Stabilität gehen“

Marina Lütje, Deka-Senior-Analystin

Dennoch agieren die Unternehmen nach wie vor zurückhaltend. Laut des jüngsten Einkaufsmanagerindex der Ratingagentur S&P wollen viele Entscheider mit Investitionen warten, bis Finanzministerin Rachel Reeves am 30. Oktober ihren Haushaltsentwurf vorlegt. „Schon jetzt ist klar, dass die großen Steuern nicht erhöht werden sollen. Labour wird es nach dem Brexit- und Corona-Schock vor allem um politische und wirtschaftliche Stabilität gehen“, erwartet Lütje. Eine Rückkehr zur Sparpolitik der Tories werde es nicht geben, aber auch vor unpopulären Entscheidungen werde er nicht zurückschrecken, kündigte der noch neue britische Regierungschef Starmer seinen Kurs für die sechstgrößte Volkswirtschaft der Welt an. Die Eckpfeiler des von Finanzministerin Reeves vorgestellten „Securonomics“-Konzepts sehen vor, die Rolle des Staates zu stärken, um wirtschaftliche Resilienz und nationale Sicherheitsinteressen in Einklang zu bringen. Dies gilt insbesondere für den Energiesektor, dessen Transformation die nationale Versorgungssicherheit gewährleisten soll.

Britische Staatsverschuldung bei 100 Prozent

Schlechte, aber nicht wirklich neue Nachrichten kommen derzeit nur aus einer Ecke: Die britische Staatsverschuldung hat erstmals seit Jahrzehnten die Höhe der Wirtschaftsleistung erreicht. Die Staatsverschuldung habe sich im August auf 100 Prozent des BIP summiert, teilte das Statistikamt jüngst mit. Das ist der höchste Wert seit Beginn der monatlichen Aufzeichnungen im Jahr 1993. Im Juli hatte er noch bei 99,3 Prozent gelegen. Zum Vergleich: In Deutschland liegt die Schuldenquote bei rund 63 Prozent.

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