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Europa kann auch Sehnsuchtsort
Alterung, Wachstumsschwäche, hohe Energiepreise – Europa scheint in der Selbstbetrachtung oft voller Standortschwächen zu stecken. Doch der alte Kontinent hat viele Felder, auf denen er nach wie vor weltweit Maßstäbe setzt: Nahrungsmittel, Luxusgüter, Design, Maschinen, Tourismus und vieles mehr. fondsmagazin zeigt, wo die Stärken des Kontinents liegen – auch für Anlegerinnen und Anleger.
An diesem Novembermorgen blickt die Welt gebannt nach Washington: In den USA ist Donald Trump zum US-Präsidenten gewählt worden. Und rund um den Globus wird über die Folgen dieser Entscheidung diskutiert. Drohen nun mehr Konflikte? Abschottung und Handelskriege? Oder kommt das „Goldene Zeitalter“ für die USA, das der Sieger für die neue Amtszeit versprochen hat? Und damit ein Schub für die Wirtschaft in den Vereinigten Staaten, dem Motor der Weltkonjunktur?
„Die Konjunkturprognosen für die USA müssen jetzt nicht neu geschrieben werden“, analysiert Ulrich Kater. Der Deka-Chefvolkswirt rechnet unter Präsident Trump 2.0 „tendenziell mit unternehmensfreundlichen und wachstumsfördernden Maßnahmen“. Und Ifo-Präsident Clemens Fuest erwartet zwar „empfindliche Einbußen“ für Europas Exporteure, sollte Trump seine Drohung wahr machen und Basiszölle von 20 Prozent auf Importe aus der EU erheben. Doch wer, wie viele europäische Unternehmen, bereits in den USA produziert, könnte von einem Trump-Boom profitieren. So sieht denn auch Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte und Strategie, dass mit dem Wahlsieg Trumps „die Aussichten für europäische Unternehmen noch herausfordernder geworden sind“. Die Grundtendenz für ihre Aktienkurse bleibe aber „insgesamt positiv“.
Grafik: KD1
Hängt also das Wohl und Wehe auch der europäischen Wirtschaft allein vom Kurs der USA ab? Wer an diesem Vormittag durch die Münchner Innenstadt schlendert, macht eine andere Beobachtung. Trotz Nieselregens stehen vor einigen Geschäften bereits jeweils ein Dutzend Menschen geduldig Schlange: beim französischen Luxusschneider Dior etwa, vor dem Koffershop von Rimowa oder beim italienischen Edellabel Gucci. Tief verschleierte Araberinnen, eine Gruppe aus Australien und viele Chinesen warten geduldig vor den Türstehern auf Einlass.
Denn Europa ist ein Sehnsuchtsziel. Und nicht nur für Reisende lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Auch für Investoren birgt die Straßenszene originär europäische Chancen. Denn hinter der traditionsreichen Luxusgüterindustrie stehen Konzerne wie LVMH mit Marken wie Louis Vuitton, Christian Dior, Fendi, Bulgari, Hennessy oder Moët & Chandon oder Richemont mit Cartier, Van Cleef & Arpels, Piaget, IWC oder Montblanc. Weltmarktführer ihrer Branche – und „heiß begehrt bei den Hunderttausenden neuen Millionären aus Asien“, wie Henrik Lier weiß. Der Fondsmanager des Deka-EuropaSelect kennt die Unternehmen und Branchen, in denen der alte Kontinent nach wie vor global erfolgreich ist – und investiert gezielt für seine Anlegerinnen und Anleger.
Die Welt hat Sehnsucht nach Europa
Luxusgüter und touristische Traumziele sind nur zwei Beispiele für die Stärken Europas. Auch in vielen anderen Branchen finden sich echte Perlen der Wirtschaftswelt, die mit den Konkurrenten aus den USA, Japan oder China mehr als mithalten können. Klagen über hohe Energiepreise, Wachstumsschwäche oder ausufernde Bürokratie bestimmen zwar häufig die öffentliche Debatte, sie verstellen aber den Blick auf die Potenziale der Topunternehmen zwischen Portugal und Polen, Norwegen und den Niederlanden. Denn die Kraftquelle vieler Unternehmen liegt auch in den Standortvorteilen des Kontinents selbst.
Das belegt seit 36 Jahren eindrucksvoll ein Wettbewerbsvergleich des Schweizer International Institute for Management Development (IMD). Die Wissenschaftler erstellen ihre Rangliste von 67 Ländern der Welt nach dem „Grad der Fähigkeit, die innerhalb einer Volkswirtschaft produzierten Güter und Dienstleistungen auf den relevanten Weltmärkten einschließlich des eigenen Heimatmarktes gewinnbringend abzusetzen“. Es geht um die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, die Effizienz von Regierung, Unternehmen und Infrastruktur; alles gemessen nach Dutzenden von Kriterien und objektiv verglichen. 164 harte Wirtschaftsdaten machen zwei Drittel des Rankings aus, außerdem fließen die Ergebnisse einer Befragung von mehr als 6.500 Führungskräften ein.
Vor vier Monaten hat das IMD sein aktuelles Ranking vorgestellt. An der Spitze der Top Ten steht Singapur. Doch gleich danach folgen sechs europäische Länder, darunter vier EU-Mitglieder. Und Vize-Weltmeister Schweiz liegt sogar auf Platz eins, wenn es um die Leistungsfähigkeit der Verwaltung oder der Infrastruktur geht.
Eine lebenswerte Umwelt, eine verlässliche Verwaltung, ein dichtes soziales Netz, gute Straßen- und Schienennetze, eine qualitativ hochwertige Wasserversorgung – es gibt viele Kriterien, bei denen Europa weltweit eine starke Basis hat. Eine weitere beispielhafte Stärke ist trotz schrumpfender Gesamtbevölkerung die Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte, gepaart mit einem leistungsfähigen Bildungssystem. In der EU verfügen mehr als 40 Prozent der 30- bis 34-Jährigen über einen Hochschulabschluss, auch die Schweiz, Norwegen oder Großbritannien weisen ein ähnlich hohes Bildungsniveau auf. Dies wird nach Ansicht der Forscher auch in Zukunft ein starker Vorteil für Unternehmen sein, die mit Innovationen „Made in Europe“ den Weltmarkt erobern wollen.
Und genau hier sind viele Unternehmen aus Europa schon heute sehr erfolgreich. Nach Zahlen von Eurostat sind Unternehmen aus der Europäischen Union weltweit führend im Export von Fertigerzeugnissen und Dienstleistungen. Rund 14 Prozent des internationalen Warenhandels entfallen allein auf sie. Solche Global Champions sind nicht selten aus kleinen Familienunternehmen oder Start-ups hervorgegangen, die mit ihrem Know-how dauerhaft starke Positionen aufgebaut haben. Selbst viele Großkonzerne tragen noch die Namen ihrer Gründer im Logo. Und die nächste Generation solcher Ex-Start-ups wie Zalando, Adyen oder Spotify zeigt, dass sich diese Geschichte fortsetzt.
Foto: picture alliance / Norbert Schmidt; Titelfoto: picture alliance / Norbert Schmidt
Jugendstil-Kaufhaus Printemps in Paris: Luxusgüter aus Frankreich sind bei Hunderttausenden neuer Millionäre aus Asien heiß begehrt.
Holger Bingmann, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen, ist auch deshalb überzeugt: „Die Exportstärke der europäischen Unternehmen beruht auf ihrer hohen Innovationskraft, Qualität und Zuverlässigkeit. Diese Faktoren sichern ihnen Wettbewerbsvorteile auf dem Weltmarkt.“ Besonders stark seien europäische Unternehmen trotz der aktuellen Absatzflaute in der Automobilindustrie: Konzerne wie BMW oder Mercedes-Benz gehörten weiterhin zu den Technologieführern, insbesondere bei Premiumfahrzeugen. Auch im Zeitalter der Elektromobilität melden die Autoriesen mehr Patente an als alle Wettbewerber. Kein Wunder, dass auch globale Großinvestoren wie die chinesische BAIC oder der Staatsfonds von Kuwait hier massiv investieren. Und mit Produktionsstätten in China, den USA oder Indien sind sie auch weniger anfällig für protektionistische Konflikte. BMW etwa baut seine Produktion in den USA massiv aus, Volkswagen sogar ein neues Werk.
Maschinenbauer als Vorzeigebranche
Wer sich in den Chipfabriken von TSMC in Taiwan, den Auslieferungszentren von Amazon in den USA oder den Raffinerien der chinesischen Sinopec umschaut, wird auch viele Maschinen aus Deutschland oder Italien entdecken. Die Maschinenbauer sind eine Vorzeigebranche, die von der globalen Nachfrage und einer weiter wachsenden Weltwirtschaft profitiert – und der schwächelnden Konjunktur auf dem Heimatkontinent ein Schnippchen schlägt. Genau wie viele europäische Chemiegiganten, Nahrungsmittelriesen oder Mischkonzerne, die längst auf allen wichtigen Weltmärkten forschen und produzieren.
Nicht selten auch mit Tochterfirmen, die in den prosperierenden Märkten bereits erfolgreich eine Ausgangsbasis für neues Wachstum schaffen. Gerade erst hat beispielsweise Siemens angekündigt, für rund 10 Milliarden Euro Altair Engineering, ein US-amerikanisches Unternehmen für Industriesoftware, kaufen zu wollen. CEO Roland Busch sieht „diese strategische Investition im Einklang mit unserem Engagement, die digitale und nachhaltige Transformation unserer Kunden durch die Verbindung der realen und digitalen Welt zu beschleunigen“. Siemens erwartet durch das verstärkte „Made in USA“ 600 Millionen Euro mehr Umsatz im Digitalgeschäft, ein Plus von 8 Prozent.
Auch Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater sieht in der Digitalisierung einen „zentralen Wachstumstreiber“, von dem nicht nur Industriedienstleister oder Maschinenbauer profitieren könnten. Schließlich befänden sich nicht zuletzt in Europa auch die Unternehmen selbst mitten in einer Transformation, die auf Dienstleistungen à la SAP, Siemens oder auch Philips angewiesen seien.
Für solche Unternehmen aus der Europäischen Union bleiben die Vorteile des Binnenmarktes eine solide Basis aller Geschäfte. Monika Schnitzer, Vorsitzende des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, sieht darin einen „zentralen Wettbewerbsvorteil Europas. Er ermöglicht Größenvorteile und fördert die Spezialisierung, was die Produktivität und Innovationskraft der europäischen Unternehmen stärkt“. Mit 440 Millionen Einwohnern und einem Bruttoinlandsprodukt von 17 Billionen Euro ist das Europa der 27 Mitgliedstaaten und assoziierter Länder wie Norwegen oder der Schweiz vergleichbar stark wie die Volkswirtschaften der USA oder Chinas.
Eine Billion Euro Wachstumspotenzial
Laut einer neuen McKinsey-Studie haben die EU-Länder bis zum Ende des Jahrzehnts ein Wertschöpfungspotenzial von bis zu einer Billion Euro. Zwar liege Europa in Bereichen wie künstliche Intelligenz (KI) und Quantencomputer deutlich zurück, sagt Solveigh Hieronimus, Senior Partnerin im Münchner McKinsey-Büro und Mitautorin der Studie. Führend seien die europäischen Unternehmen dagegen in zwei anderen Technologiefeldern, die einen Vorsprung im globalen Zukunftsgeschäft bedeuten: bei Werkstoffen der nächsten Generation und bei sauberen Technologien, insbesondere für die Energiewende. Auch Deka-Chefvolkswirt Kater betont, dass Europa für „eine der weltweit führenden Regionen in Sachen Nachhaltigkeit“ stehe.
Vielleicht haben die Menschen nach den Krisen und Konflikten der vergangenen Jahre einfach etwas Zuversicht und Selbstvertrauen verloren? McKinsey-Expertin Hieronimus ist sich im Fazit ihrer Analyse jedenfalls sicher: „Europa bleibt ehrgeizig, und einige der Grundlagen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit sind bereits gelegt.“ Und Ökonom Fuest sieht den Ausgang der US-Wahl als Ansporn, die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft auf dem alten Kontinent noch schneller und umfassender zu verbessern.
Europas beste Unternehmen können dabei als Schwungrad dienen – nicht zuletzt wegen ihrer großen Erfahrungen und Erfolge im globalen Wettbewerb. Schließlich haben sich viele von ihnen über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte immer wieder gewandelt und begeistern die Welt mit neuen Produkten und Dienstleistungen.
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