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Indiens steiniger Weg an die Weltspitze
Seit Narendra Modi vor gut einem Jahrzehnt zum Premierminister gewählt wurde, hat sich das Bruttoinlandsprodukt Indiens auf umgerechnet 3,6 Billionen US-Dollar nahezu verdoppelt. Doch Indiens weiterer Aufstieg ist beschwerlich, wie die Bestandsaufnahme von fondsmagazin zeigt.
Die finalen Arbeiten laufen auf Hochtouren: Am 17. April wird Narendra Modi in der Stadt Noida, 60 Kilometer entfernt von Neu-Delhi, erwartet, um – wieder einmal – einen Flughafen zu eröffnen. Der Noida International Airport ist in nur zweieinhalb Jahren aus dem Boden gestampft worden. Zunächst ist er für 12 Millionen Passagiere ausgelegt – vergleichbar mit dem Flughafen Hamburg. Die Ausbaustufen gehen in Noida allerdings bis 70 Millionen Passagiere.
In den kommenden Jahren soll in Indien nahezu monatlich ein Airport ähnlicher Größenordnung eröffnen. Damit entstehen auch zahlreiche neue Flugrouten für die insgesamt 570 Jets von Airbus und Boeing, die Air India in den vergangenen 24 Monaten in der größten Bestellung der Luftfahrtgeschichte geordert hat.
Der Ausbau der Infrastruktur ist mit 134 Milliarden US-Dollar staatlichen Investitionen allein im laufenden Fiskaljahr ein Schwerpunkt der indischen Wirtschaftspolitik. Es geht um Flughäfen, Straßen, Schienen, aber auch um erneuerbare Energien und Digitalisierung. Premierminister Modi, mittlerweile in seiner dritten Amtszeit, erklärt: „Die Entwicklung der Infrastruktur ist die treibende Kraft unserer Wirtschaft. Wir müssen das Tempo noch steigern und in den höchsten Gang schalten.“ Das große Ziel: Indien soll sich von einem landwirtschaftlich geprägten Schwellenland zu einer modernen Volkswirtschaft wandeln. Bis 2047 will man zu den entwickelten Staaten aufschließen.
Indien ist nicht China 2.0
Die erfolgreiche Transformation Indiens zum Industriestaat ist jedoch keineswegs garantiert. Deka-Volkswirt Janis Hübner konstatiert: „Die Regierung Modi setzt mit Infrastruktur zwar einen richtigen Schwerpunkt, um die Rahmenbedingungen für in- und ausländische Investoren zu verbessern. Damit allein ist es aber nicht getan. Indien bleibt ein eher schwieriger Produktionsstandort, der zudem mit etablierten Alternativen wie China, Vietnam oder Malaysia in Konkurrenz steht.“
So müssen sich internationale Investoren in Indien mit unterschiedlichen politischen Ausrichtungen in den 28 Bundesstaaten auseinandersetzen. Die komplexe Bürokratie stellt ihnen weitere Hürden in den Weg. Und dann sind da noch einflussreiche Milliardärsfamilien mit besten Kontakten in die Politik und wenig Interesse an offenem Wettbewerb. „Man darf nicht vergessen, dass sich Indien noch bis Anfang der 2000er gegen internationale Konkurrenz abgeschottet hat“, sagt Hübner. Sind die Unternehmen schließlich vor Ort, finden sie häufig nicht genügend gut ausgebildete Arbeitskräfte für die Produktion und an Zulieferbetrieben mangelt es ebenfalls.
Der Deka-Volkswirt hält daher die These, Indien könne sich zu einer Art China 2.0 entwickeln, für realitätsfern. „China hat vor 40 Jahren mit einem zentral gesteuerten Masterplan alles dafür getan, die Werkbank der Welt zu werden“, führt Hübner aus. „Indien verfolgt bis heute keinen derart stringenten Plan und die globale Produktion ist mittlerweile längst verteilt.“ Der Deka-Volkswirt verweist zudem darauf, dass der größte Teil der Inder in Armut lebt, eine schlechte schulische Ausbildung hat und im sogenannten informellen Sektor arbeitet – ohne Arbeitsvertrag und -schutz. „Man muss die Gegebenheiten richtig einordnen.“
Indiens positive Perspektive
Aber auch bei realistischer Betrachtung führt der Weg Indiens eindeutig aufwärts, er ist eben steinig und beschwerlich. Janis Hübner glaubt an die Chance auf Fortschritt, Unternehmens- und Investmenterfolg: „Aktuell profitiert das Land zum Beispiel von den wachsenden Zweifeln am Standort China. Wenn Unternehmen sich neu in Asien ansiedeln, ziehen sie immer häufiger auch Indien in Betracht“, nennt der Deka-Experte einen Pluspunkt. Große deutsche Unternehmen wie Siemens oder BMW sind längst in Indien und expandieren weiter, Mittelständler wie SFC Energy oder auch Flixbus strömen neu auf den Subkontinent. Zumal in Indien gilt: Wer seine Waren vor Ort verkaufen will, muss dort auch produzieren. Und der gigantische Markt für Konsumgüter, Industrie und Dienstleistungen ist verlockend.
Martin Hrdina, Senior Fondsmanager Emerging Markets bei der Deka, illustriert das Potenzial: „Derzeit liegt das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf bei lediglich 2500 US-Dollar. Aber dank des jährlichen Wirtschaftswachstums von 6 bis 8 Prozent wird es exponentiell steigen. Wenn die Marken von 5000 und 10.000 US-Dollar beim BIP pro Kopf überschritten sind, entstehen auf diesem Markt mit 1,4 Milliarden Konsumenten gigantische Absatzchancen, angefangen von Lebensmitteln über Kleidung und Smartphones bis zu Elektrorollern und Autos.“
Gleichzeitig spülen die sehr gut entwickelten exportorientierten Branchen Pharma und IT reichlich Devisen ins Land und schaffen gut bezahlte Arbeitsplätze. In diesem Zusammenhang passt die Ankündigung Microsofts von Anfang Januar ins Bild, in den kommenden beiden Jahren drei Milliarden US-Dollar in indische Initiativen für Künstliche Intelligenz investieren zu wollen. Satya Nadella, der indischstämmige CEO von Microsoft, kommentiert: „Ich bin beeindruckt, wie schnell sich KI-Anwendungen in Indien verbreiten. Das Land kann globaler KI-Vorreiter werden.“
Hohes Wachstum, hohe Aktienbewertungen
Grafik: KD1
Für Fondsmanager Martin Hrdina steht deshalb trotz der grundlegenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen eine Sache fest: „Es gibt auf der Welt keine vergleichbare Investmentstory, die Wachstumsaussichten Indiens sind beispiellos.“ Das hohe Umsatz- und Gewinnpotenzial der Unternehmen ist auch an der Bombay Stock Exchange, Indiens größter Börse, längst das bestimmende Thema. Deren Aktienindex hat sich in den vergangenen fünf Jahren in etwa verdoppelt. Kurstreiber waren Autohersteller wie Tata Motors und Mahindra & Mahindra, der Baukonzern Larson & Toubro und UltraTech Cement. Auch exportorientierte Aktien wie Sun Pharmaceuticals oder KI-Spezialist Persistent Systems schlagen sich hervorragend.
„Inzwischen ist der indische Gesamtmarkt allerdings historisch hoch bewertet“, urteilt Martin Hrdina. „Aktien aus den attraktivsten Wachstumsbranchen notieren zum Teil sogar auf irrationalen Kursniveaus.“ Für den Fondsmanager besteht die Herausforderung zurzeit darin, noch fair bewertete Unternehmen zu finden. Zugleich ist der indische Aktienmarkt daher auch anfällig für Rückschläge, wie die vergangenen Monate bereits gezeigt haben. Der Aktienindex der Bombay Stock Exchange hat von seinem Höchststand im Oktober gut 10 Prozent verloren, nachdem die Unternehmen in der jüngsten Berichtssaison mehrheitlich enttäuschende Quartalszahlen gemeldet hatten und die Konjunkturdaten schwächer als erwartet ausgefallen waren.
Laut Martin Hrdina müssen Anlegerinnen und Anleger auch im Jahresverlauf 2025 mit vorübergehenden Korrekturen und generell starken Kursschwankungen rechnen. Davon unabhängig hält er Indien langfristig aufgrund des erreichbaren Wachstums für den überzeugendsten Schwellenmarkt. Für Privatanleger gilt in volatilen Märkten wie Indien umso mehr: Die langfristige Perspektive und ein breit gestreuter Schwellenländerfonds sind beste Voraussetzung, um an dieser Investmentstory teilzuhaben.
Titelfoto: picture alliance / Flashpic / Jens Krick
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