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31.07.2023

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5 Min.

Ein Wachstumsmarkt mit Hindernissen

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Medikamentenmangel hier, neue revolutionäre Therapien und Wirkstoffe dort. Die Pharmabranche übt nach Corona den Spagat. Doch schon der demografische Wandel wird dafür sorgen, dass Gesundheit in den kommenden Jahren ein Wachstumsmarkt bleibt.

„Dieses Medikament ist zurzeit leider nicht lieferbar“ – diesen ernüchternden Satz hören derzeit viele in ihrer Apotheke. Vor allem bei Antibiotika, Schmerzmitteln und Arzneien für Kinder hakt es seit Monaten immer wieder mit dem Nachschub. Mit Blick auf die Urlaubszeit raten einige Kinderärzte und -ärztinnen den Eltern sogar, im Ausland auf Vorrat Paracetamol oder Ibuprofen für den Nachwuchs zu kaufen, wenn dort die Gelegenheit besteht.

Auch Jasmina Kirchhoff, Projektleiterin der Forschungsstelle Pharmaforschung Deutschland beim Institut der deutschen Wirtschaft (IW), ist wenig optimistisch, dass sich an den Versorgungsschwierigkeiten im Pharmabereich kurzfristig etwas ändern wird. „Hier spielen vor allem strukturelle Probleme eine wichtige Rolle. Die Herausforderungen, unser Gesundheitssystem vor dem Hintergrund des demografischen Wandels finanzierbar zu halten, wachsen seit Jahren“, sagt sie. „Um nicht in eine Abwärtsspirale aus immer höheren Beiträgen bei einem Zurückschneiden von Leistungen zu geraten, spart die Politik seit Jahren vor allem bei den Arzneimittelausgaben. Dafür wurden immer mehr Instrumente eingeführt, um Arzneimittelpreise bewusst so niedrig wie möglich zu halten. Diese Instrumente haben aber den Kostendruck auf Arzneimittel immer weiter erhöht.“

Fotos: picture alliance; Titelfoto: picture alliance / Ulrich Baumgarten | Ulrich Baumgarten

Medikamente an Bord: Mit dem Lieferengpassbekämpfungsgesetz will Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die Versorgungssicherheit bei Arzneimitteln erhöhen.

Das hat Auswirkungen: Vor allem bei Generika, also Nachahmerpräparaten, bei denen beim Originalprodukt der Patentschutz abgelaufen ist, ist eine Produktion in Deutschland und Europa kaum noch kostendeckend möglich. Viele Hersteller haben ihre Produktion daher entweder ausgelagert – meist nach Asien – oder sie haben sich sogar komplett aus dem Markt zurückgezogen. „Dadurch sind Klumpenrisiken entstanden. Wenn es dann bei einzelnen Arzneimitteln, Wirkstoffen oder auch Rohstoffen zu Lieferproblemen kommt, gibt es für die Hersteller beziehungsweise den Großhandel kaum Möglichkeiten, auf andere auszuweichen“, erläutert Kirchhoff.

Ein Lieferengpassbekämpfungsgesetz, das Abhilfe schaffen soll, hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) im Frühjahr durch den Bundestag gebracht. „In dem Gesetz werden viele Probleme klar benannt. Aber die Maßnahmen fallen zu halbherzig aus, um wirklich Besserung zu bringen“, attestiert Kirchhoff. „Dass zum Beispiel die Hersteller für Fiebersäfte 50 Prozent mehr bekommen, bedeutet: Sie können jetzt eher kostendeckend arbeiten, aber Unternehmen werden deswegen nicht neu in die Produktion einsteigen.“ Auch Jochen Maas, Geschäftsführer Forschung & Entwicklung bei Sanofi-Aventis in Deutschland, hält es eher für „Wunschdenken“, dass die Medikamentenproduktion großflächig zurück nach Deutschland kommt – auch weil die Bürokratie noch zu schwerfällig ist.  

Demografie treibt Nachfrage

Trotz Lieferengpässen sind sich Ökonomen und Analysten aber einig: Wenn man den Blick etwas weitet, bleiben Gesundheit und damit Pharma echte Zukunftsmärkte. Die Weltkarte zeigt dabei: Auch in Schwellenländern wie etwa China und Indien wächst der Wohlstand innerhalb eines signifikanten Teils der Bevölkerung. Damit können sich dort auch mehr Menschen eine bessere medizinische Versorgung leisten. Florian Pfeilschifter, Pharmaexperte des Deka-Nachhaltigkeit Gesundheit, sieht daher im Pharmabereich „einen strukturellen, stabilen Wachstumsmarkt mit zuverlässigen Erträgen“.  

„Der Blick vieler Menschen auf das Thema Gesundheit hat sich mit der Pandemie deutlich verändert“

Jasmina Kirchhoff, Projektleiterin der Forschungsstelle  Pharmaforschung Deutschland beim Institut der deutschen Wirtschaft (IW)
Foto: Daniel Kubirski; Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

„Der Blick vieler Menschen auf das Thema Gesundheit hat sich mit der Pandemie deutlich verändert. Die Zahlungsbereitschaft für entsprechende Leistungen steigt“, ergänzt IW-Expertin Kirchhoff. „Zudem gibt es sehr viele Krankheiten, die bislang gar nicht oder kaum behandelt werden konnten. Nun gibt es in vielen Fällen die Aussicht auf wirksame Therapien.“

Eine in diesem Frühjahr veröffentlichte Studie des Datenanbieters Market Watch, Tochtergesellschaft der Dow Jones & Company, kommt zu dem Ergebnis, dass der globale Gesundheitsmarkt bis 2030 mit zweistelligen Durchschnittsraten von 2,2 Billionen Dollar in den Jahren 2021/22 auf 7,3 Billionen Dollar wachsen wird. Zum Treiber werden dabei neben der Biotechnologie vor allem digitale Gesundheitsleistungen und -therapien.

Eine Prognose des Statista Research Departements geht davon aus, dass dieses Teilsegment doppelt so schnell wächst wie der Gesamtmarkt. Denn Genverfahren, die bei der Entwicklung eines Impfstoffs gegen COVID-19 bereits erfolgreich angewandt wurden, und künstliche Intelligenz machen eine bessere Diagnostik, eine tiefere Grundlagenforschung sowie schnelle Prozesse möglich.

Bei der Max-Planck-Gesellschaft München zum Beispiel beschäftigt sich ein Team aus Forschenden mit der Frage, wie Krebserkrankungen entstehen und welche Veränderungen in der Zellstruktur die bösartigen Eigenschaften von Tumoren forcieren. Lungenkrebs ist mit fast zwei Millionen Todesfällen pro Jahr die tödlichste Krebserkrankung. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von der Feinberg School of Medicine und Google AI haben dazu einen Algorithmus entwickelt, mit dem sich bösartige Lungenknötchen – die zuweilen winzig klein sind – mit einer Erfolgsrate von 94,4 Prozent erkennen lassen. Damit erhöhen sich nicht nur die Heilungschancen von betroffenen Patientinnen und Patienten – denn je früher der Tumor erkannt wird, desto besser die Aussichten. Auch die Behandlungskosten sinken. Weniger kostspielige, invasive und für Patientinnen und Patienten riskante Kontrolluntersuchungen sind erforderlich.

Foto: Institut der deutschen Wirtschaft

Weiße Blutkörperchen im Kampf gegen den Krebs: Diese sogenannten T-Zellen, die einen Teil des adaptiven Immunsystems ausmachen, greifen wachsende Krebszellen an. 

Allein der Markt für Onkologie-Medikamente ist heute etwa 200 Milliarden Dollar schwer. Er ist damit der größte innerhalb des gesamten Gesundheitsmarktes. Der Grund: Von der Diagnose Krebs sind Jahr für Jahr immer mehr Menschen betroffen. Das allgemeine Risiko, an Krebs zu erkranken, steigt ab einem Lebensalter von 60 Jahren rapide – und diese Altersgruppe wird weltweit immer größer. Gleichzeitig sind wirksame Medikamente teuer. Großhandelspreise von mehreren Hunderttausend Euro für eine Jahresdosis sind keine Seltenheit. Das macht die Forschung und den Einsatz von KI aus Sicht von Pharmaunternehmen in diesem Bereich lukrativ. Noch ist die Impfung gegen Krebs Zukunftsmusik, aber weltweit arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an Technologien wie etwa Zelltherapien oder Small Molecules, die der Geißel der Menschheit ihren Schrecken nehmen könnten. Mit hohem Innovationstempo und stabiler Wachstumsdynamik ist die Pharmabranche für Anlegerinnen und Anleger interessant. Viele der großen Pharmakonzerne, die sich auf die Entwicklung innovativer Medikamente mit Patentschutz fokussieren, statt im margenschwachen Generikabereich unterwegs zu sein, machen auch in unsicheren Phasen gute Gewinne. Das verspricht Stabilität im Portfolio.

„Die großen Pharmaunternehmen haben über lange Zeiträume hinweg eine stärkere, vor allem aber weniger schwankende Gewinnentwicklung als der Gesamtmarkt erzielt. Somit können die Unternehmen nicht nur als defensiv, sondern sogar als defensive Wachstumsunternehmen bezeichnet werden“, sagt Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte und Strategie der DekaBank. „Dies hat natürlich auch seinen Preis. Die Bewertungen des Sektors liegen strukturell oberhalb dener des Gesamtmarktes. Aber eine hohe Forschungsleistung der individuellen Unternehmen in Verbindung mit einem strukturell stark wachsenden Markt werden auch in Zukunft dafür sorgen, dass der Sektor ein überdurchschnittliches Gewinnwachstum erzielt“, prognostiziert er.

Investment als strategischer Satellit

Anlegenden empfiehlt Schallmayer, sich in diesem Sektor mehr als nur mit kurzfristig taktischen Investments zu engagieren. „Die Chancen sollten als strategischer und damit langfristiger Satellit in der Anlagestrategie genutzt werden.“ Doch für Investorinnen und Investoren im Zukunftsmarkt Pharma sind sorgfältige fundamentale Analyse und fachliches Verständnis der Geschäftsmodelle Pflicht. „Ein verpasster Technologietrend oder ein Wirkstoff, der sich in Studien als wirkungslos herausstellt, können schnell die Aussichten trüben und den Börsenkurs auf Talfahrt schicken. Oft handelt es sich um sehr komplexe Geschäftsmodelle und Biotechnologien, die es vor einem Investment zu durchdringen gilt“, erläutert der Deka-Anlagestratege. „Wichtig ist es, aussichtsreiche Medikamente und Therapiemethoden frühzeitig zu erkennen und deren potenziellen Marktwert einzuschätzen.“

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