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16.12.2024

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7 Min.

Die USA als Taktgeber

Text:

Sinkende Zinsen bei rückläufiger Inflation – das war in diesem Jahr der Treibstoff für den Höhenflug an den Finanzmärkten. Welche Ereignisse das zu Ende gehende Börsenjahr prägten – und was Anlegerinnen und Anleger in den kommenden Monaten beschäftigen wird.

Ist Elon Musk ein moderner Midas? Die Frage drängt sich auf. Denn anscheinend wird alles, was der Multimilliardär anfasst, wenn nicht zu Gold, so doch zu Erfolg. Der von ihm gegründete Elektroautohersteller Tesla zum Beispiel, bei dem Musk mit 13 Prozent immer noch größter Einzelaktionär ist, kehrte im dritten Quartal deutlich in die Gewinnzone zurück. Der Aktienkurs hat sich deshalb in den vergangenen sechs Monaten fast verdoppelt, und mit seinem Weltraumunternehmen SpaceX macht Musk die zivile Raumfahrt nachhaltiger. 

Digitalisierung: neue Meilensteine

Es war eines der spektakulärsten Ereignisse des Jahres: Erstmals gelang es Mitte Oktober, die rund 70 Meter lange Startstufe einer unbemannten SpaceX-Rakete unversehrt rückwärts am Startturm zu „parken“. Bisher hatte SpaceX die Antriebseinheit nach einem erfolgreichen Start immer ins Meer fallen lassen. Mit dem geglückten Einfangmanöver kann sie nun wiederverwendet werden. Das Geheimnis des Erfolgs: Unmengen von Daten und schnelle Computersysteme. Die erfolgreiche Landung war der fünfte von insgesamt fünf Testflügen. Die vier Versuche zuvor waren zum Teil spektakulär gescheitert. SpaceX hatte aber stets betont, dass es bei den Tests darum gehe, notwendige Informationen zu sammeln. So waren die iterativen Steuerungssysteme später in der Lage, die Basisstufe wieder unbeschadet an die Rampe anzudocken. „Dies ist ein Tag für die Geschichtsbücher der Ingenieurskunst“, kommentierte Kate Tice, Leiterin der Qualitätssicherung bei SpaceX, den Testflug. SpaceX plant, mit dem Starship künftig Menschen zum Mond und zum Mars zu befördern. Die Wirtschaftlichkeit des Projekts soll durch die Mehrfachnutzung der Basiseinheit deutlich verbessert werden. Ein Starship-Start kostet rund 100 Millionen US-Dollar und ist damit 95 Prozent günstiger als das konkurrierende Space Launch System der Nasa.

Mercosur-Handelsabkommen: Die EU und vier südamerikanische Länder schließen sich zur größten Freihandelszone der Welt zusammen.

Foto: picture alliance/dpa | Santiago Mazzarovich; Titelfoto: picture alliance via REUTERS / Brandon Bell

Der Technologietrend des Jahres ist jedoch der Vormarsch der Robotik. Der 2,40 Meter große „Nox“ zum Beispiel sieht aus, als sei er gerade einem „Transformers“-Film entsprungen. Der humanoide Roboter war in diesem Jahr der Star auf vielen Messen und Events. Nox tanzt, spricht und interagiert nahezu perfekt mit Menschen. Andernorts kontrollieren Roboter Anlagen und Leitungsnetze an schwer zugänglichen Orten, entschärfen Minen an Kriegsschauplätzen oder betreuen Patientinnen und Patienten in Krankenhäusern und Pflegeheimen. Das wirtschaftlich größte Anwendungspotenzial der Technologie sehen Expertinnen und Experten jedoch in der industriellen Produktion. In der Automobilindustrie beispielsweise gehören Schweiß- und Stanzroboter zwar schon seit Jahren zum Alltag. Doch der Einsatz von künstlicher Intelligenz bringt neue Impulse. Dank KI lernen humanoide Roboter wie der neue „Atlas“ von Boston Dynamics an digitalen Zwillingen in virtuellen Umgebungen und bringen sich so selbst neue Aufgaben bei. Mit zusätzlichen Anwendungen können sie künftig zum Beispiel auch in handwerklichen Berufen wie Metallbau, Textilindustrie oder Bäckerei eingesetzt werden. Auf diese Weise können sie auch Tätigkeiten übernehmen, für die bisher qualifizierte Fachkräfte benötigt wurden, die aber zunehmend knapp werden. Die Kombination aus Automatisierung und Digitalisierung wird die Arbeitswelt in den kommenden Jahren grundlegend verändern. Prognosen gehen davon aus, dass die neue Generation von Industrierobotern bereits im kommenden Jahr in Serie gehen könnte. Der Markt boomt. Nach Angaben der International Federation of Robotics stieg die Zahl der weltweit verkauften Serviceroboter in diesem Jahr gegenüber 2023 um 30 Prozent auf 205.000 Einheiten. Deutschland liegt bei der Roboterdichte nach Singapur und Südkorea weltweit auf Platz drei. Laut VDMA steuert die deutsche Robotik und Automation im laufenden Jahr auf einen Rekordumsatz von 16,8 Milliarden Euro zu.

Wirtschaft: Stabilisierung nach wilden Zeiten

Ich bin schon da! Dieser Satz vom Igel im Wettlauf mit dem Hasen kommt einem unweigerlich in den Sinn, wenn man die beiden großen Wirtschaftsblöcke USA und Europa betrachtet. Wachstum, Arbeitslosigkeit, Produktivität, Unternehmensgewinne – egal welche Kennziffer man vergleicht: Die USA sind dem alten Kontinent seit Jahren immer einen Schritt voraus. So haben sich nach Angaben der Deka-Volkswirte die Unternehmensgewinne in den USA in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt. Damit liegen die USA im internationalen Vergleich an der Spitze. In der EU war die Dynamik im Vergleichszeitraum dagegen nur halb so groß.

Kein Freund von Bitcoin: Gary Gensler, Chef der Börsenaufsicht SEC, wird seinen Posten mit Amtsantritt von Donald Trump im Januar 2025 aufgeben.

Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Jacquelyn Martin

Allerdings hat sich das Wachstumstempo in diesem Jahr auch in der größten Volkswirtschaft der Welt verlangsamt, und im ersten Halbjahr gab es immer wieder Befürchtungen, dass sie in eine Rezession abrutschen könnte. Doch trotz des Gegenwinds durch zunächst hohe Leitzinsen hat sie sich erstaunlich robust entwickelt. Europa hingegen tut sich schwer, auf den Wachstumspfad zurückzukehren. Die EU-Kommission erwartet für das Gesamtjahr ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts im Euroraum von 0,8 Prozent. Vor allem die deutsche Wirtschaft könnte 2024 mit einem Minus abschließen. Die stärkste Volkswirtschaft der Europäischen Union ist seit geraumer Zeit das Schlusslicht unter den G7-Staaten. Ökonominnen und Ökonomen führen dies auf strukturelle Gründe zurück: hohe Lohn- und Energiekosten, überbordende Bürokratie, mangelnde Investitionsbereitschaft und nicht zuletzt die regionale Nähe zum mittlerweile über 1.000 Tage andauernden Krieg in der Ukraine.

Hinzu kommen zunehmende politische Unsicherheiten in Europa. In Berlin zerbrach Anfang November die Ampelkoalition. Im Nachbarland Frankreich scheiterte einen Monat später der erst seit Sommer amtierende Premierminister Michel Barnier mit seiner Regierung an einem Misstrauensvotum, nachdem linke und rechte Kräfte seinen Sparkurs abgelehnt hatten. Und der neuen und alten EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gelang es nur mit Mühe und diplomatischem Geschick, ihr Kollegium zusammenzustellen und durch das Parlament zu bringen. Einen Erfolg konnte von der ­Leyen Anfang Dezember mit dem Mercosur-Abkommen feiern – in Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay leben mehr als 260 Millionen Menschen.

Geldpolitik: Zeit für die Wende

Die erste Hälfte des Börsenjahres 2024 verlief bereits recht gut, dass es in der zweiten Hälfte noch einmal zusätzlichen Rückenwind gab, ist vor allem den Notenbanken zu verdanken. Gleich bei ihrer ersten Sitzung nach der Sommerpause im September senkte die US-Notenbank die Leitzinsen um 50 Basispunkte. Ein weiterer Zinsschritt um 25 Basispunkte folgte unmittelbar nach den Präsidentschaftswahlen. Niedrigere Leitsätze beflügeln die Aktienmärkte, da sich die Unternehmen günstiger finanzieren können und die Binnenkonjunktur angekurbelt wird, weil Verbraucherinnen und Verbraucher eher bereit sind, auf Pump zu konsumieren. Zuvor hatte die Fed den Leitzins von 0,25 Prozent im März 2020 auf in der Spitze 5,5 Prozent im Juli dieses Jahres angehoben, um die Inflation in den Griff zu bekommen.

Gefeiert wie ein Pop-Star: Nvidia-CEO Jen-Hsun Huang war zwischenzeitlich Chef des wertvollsten Börsenunternehmens weltweit.

Foto: picture alliance / REUTERS / Ann Wang

Der Zeitpunkt für die Zinswende war aus Sicht der Währungshüter günstig, da sich der Preisauftrieb in den USA nachhaltig beruhigt hat. Seit Mitte des Jahres bewegt sich die Inflationsrate unter der von der Fed angestrebten Marke von drei Prozent. Hinzu kam: Auch der während der Pandemie leer gefegte Arbeitsmarkt sendet Entspannungssignale. Und die Europäische Zentralbank (EZB)? Wegen der schwachen Konjunktur und des ebenfalls nachlassenden Inflationsdrucks senkte der EZB-Rat die Leitzinsen am 12. Dezember auf drei Prozent. Nach Einschätzung von Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater ist die Phase der restriktiven Geldpolitik damit zunächst beendet. Er rechnet damit, dass die europäischen Währungshüter im kommenden Jahr ihren geldpolitischen Normalisierungspfad bei einem Einlagensatz von zwei Prozent beenden werden. In den USA gehen die Deka-Volkswirte hingegen davon aus, dass mögliche Handelszölle die Inflation wieder anheizen könnten. Dies würde den Spielraum der Fed für eine weitere geldpolitische Lockerung stark einschränken, wenn nicht gar beenden. Eine bemerkenswerte Personalie in diesem Zusammenhang ist, dass der Chef der US-Börsenaufsicht SEC, Gary Gensler, mit dem Amtsantritt von Donald Trump als US-Präsident am 20. Januar zurücktreten wird. Gensler ist für seine strenge Haltung gegenüber digitalen Währungen wie Bitcoin bekannt. Es wird erwartet, dass Trump einen Ausschuss der SEC einberuft, der sich mit Kryptowährungen befasst.

Börse 2024: Viel Sonne, wenig Schatten

Das Börsenjahr 2022 dürfte vielen Anlegerinnen und Anlegern noch in unguter Erinnerung sein. Das noch laufende Börsenjahr schickt sich an, zum kompletten Gegenentwurf zu werden. Nahezu alle wichtigen Aktienindizes eilten von einem Rekordhoch zum nächsten. Auch Gold und die Kryptowährung Bitcoin markierten im Jahresverlauf neue Höchststände. Einzig ein starker Einbruch des Nikkei-Index, der im August innerhalb weniger Tage von über 42.000 auf knapp 31.000 Punkte abstürzte, trübte kurzfristig die gute Stimmung an den Börsen. Es war der größte Tagesverlust an der japanischen Börse seit dem „Schwarzen Montag“ im Jahr 1987. Als Ursache wurden Währungs- und Zinsdifferenzgeschäfte vermutet, die nach der Leitzinserhöhung der Bank of Japan in Schieflage geraten waren. Rückblickend blieb dies jedoch eine Episode. An den US-Börsen gaben wie schon im Vorjahr die Technologiewerte – allen voran Nvidia – den Ton an. Mit einer Marktkapitalisierung von zeitweise 3,6 Billionen Dollar stieg der Grafikchiphersteller zum wertvollsten Unternehmen der Welt auf. Seit Anfang Dezember hat die Aktie – auf Dollarbasis gerechnet – um mehr als 200 Prozent zugelegt. Aufgrund der Schwäche des Euro gegenüber der US-Währung in diesem Jahr sieht die Bilanz für hiesige Anlegerinnen und Anleger sogar noch besser aus. Ist die Nvidia-Aktie also der Top-Performer 2024 unter den etablierten Aktien? Überraschende Antwort: Nein. Mit einem Plus von rund 350 Prozent stellt Siemens Energy den Tech-Riesen zumindest an der Börse klar in den Schatten. Dabei musste der Windturbinenhersteller vor gut einem Jahr noch staatliche Kredithilfen in Anspruch nehmen. Apropos Staatshilfe: Nachdem sich der deutsche Staat bei der Commerzbank zurückgezogen hatte, trat mit der italienischen Unicredit sofort ein potenzieller Käufer auf den Plan. Das hat den Aktienkurs beflügelt. Die beiden Beispiele zeigen zweierlei: erstens, dass attraktive Anlagechancen nicht nur an der Wall Street, sondern auch an den europäischen Börsen zu finden sind. Und zweitens, wie schnell es an der Börse (und in der Wirtschaft) wieder bergauf gehen kann. Auf solche besseren Zeiten hofft wohl auch Bayer. Der Chemiekonzern ist zum zweiten Mal in Folge der größte Verlierer im Dax.

2025: Gemischte Aussichten

Wird sich die außergewöhnlich gute Performance an den Aktienbörsen auch 2025 fortsetzen? Es kommt auf die Seite des Atlantiks an, prognostiziert Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmarkt und Strategie bei der DekaBank. Dank eines guten fundamentalen Umfelds, weiter steigenden Unternehmensgewinnen und einer oft herausragenden Marktstellung sieht er US-Aktien weiter vorn. An den europäischen Aktienmärkten dürfte es dagegen holpriger zugehen, weil die Unternehmensgewinne im kommenden Jahr schwächeln könnten. Der Sprung des Dax über die 20.000-Punkte-Marke kurz vor Weihnachten könnte zudem viele Vorschusslorbeeren eingepreist haben. So bleibt es vielleicht wie im Märchen von Hase und Igel: Die USA ist Europa immer einen Schritt voraus.

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