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Über Geld spricht man nicht?
Wenn Frauen über ihre Finanzen reden, dann am liebsten mit Frauen. Diese Erfahrung machen Gabriele Widmann und Tanja Heinrich von der Deka immer wieder. Zusammen mit anderen Expertinnen treiben sie daher das Thema Female Finance voran und erklären in ihrem Podcast, warum es für Frauen so wichtig ist, ihre Geldanlage in die eigenen Hände zu nehmen.
Lautes Stimmengewirr, Gelächter und hier und da eine vertraute Umarmung zur Begrüßung – die Stimmung ist locker an diesem Herbstabend in der Kundenhalle der Förde Sparkasse. Gut 160 Frauen sind zum zweiten Female-Finance-Event des Instituts an der Ostsee gekommen. Als Tanja Heinrich auf der Bühne in ihr Mikrofon spricht, kehrt Ruhe ein. Die Marketing- und Social-Media-Expertin der Deka begrüßt das Publikum und kündigt dann das besondere Ereignis an: die Live-Aufnahme von „Money on Her Mind“, dem gemeinsamen 14-tägigen Podcast mit Deka-Volkswirtin Gabriele Widmann.
Mehr aus dem eigenen Geld machen
Längst stehen Frauen an der Spitze großer Konzerne oder Zentralbanken, führen als Regierungschefin Länder oder als Kommissionspräsidentin ganze Regionen. „Nur bei der Geldanlage tun sich viele Frauen offenbar noch immer schwer“, stellt Deka-Expertin Widmann in Gesprächen immer wieder fest. Dabei ist es gar nicht so kompliziert, mehr aus dem eigenen Geld zu machen – diese Botschaft vermitteln Widmann und ihre Kollegin vor allem dem weiblichen Publikum. Nicht nur in ihren schon über 60 Podcasts, sondern eben auch live vor Ort.
„Frauen drücken sich oft davor, sich mit dem Thema Finanzen zu beschäftigen, weil sie denken, sie seien zu wenig informiert und könnten etwas falsch machen“, weiß Widmann aus vielen Gesprächen. „Solche Female-Finance-Veranstaltungen sind ein geschützter Raum, in dem Frauen offen reden und ihre Fragen zur Geldanlage stellen können. Von dieser Möglichkeit machen sie dann vor Ort regen Gebrauch.“
Überall in Deutschland finden inzwischen Veranstaltungen zum Thema Female Finance statt. „Wir spüren ein deutliches Interesse an unseren Angeboten“, sagt so auch Karolin Schriever, Geschäftsführerin des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV). Das Vortragsangebot des DSGV „Finanzpower für Frauen – finanziell unabhängig sein“ wurde in diesem Jahr stark nachgefragt. „Und das nicht nur von Sparkassen. Unsere Kolleginnen und Kollegen sind damit zu Gast bei Gleichstellungsbeauftragten, Polizeiakademien, Beratungsstellen und anderen Einrichtungen“, so Schriever. Sie begrüßt, dass das Thema Finanzkompetenz und Finanzbildung insgesamt inzwischen auf vielen Ebenen stärker in den Fokus gerückt ist: „Deshalb sind wir mit unseren Angeboten dazu auf ganz unterschiedlichen Kanälen präsent. Allein schon unser Youtube-Kanal ‚Mehr als Geld‘ hat inzwischen mehr als 32 Millionen Aufrufe“, betont Schriever. „Gerade Frauen werden beim Thema Geld immer aktiver – und das ist gut so!“
Finanzielle Unabhängigkeit und ausreichende Vorsorge sind zentrale Bausteine für eine Absicherung im Alter. Das gilt für alle. Doch vor allem für Frauen ist das wichtig, denn sie werden oft noch geringer entlohnt, arbeiten in Teilzeit oder übernehmen einen Großteil der unbezahlten Familienarbeit. „All das beeinflusst ihre finanzielle Situation nachhaltig“, stellt DSGV-Geschäftsführerin Schriever fest. „Deshalb ist die wachsende Aufmerksamkeit für Female Finance so wichtig.“
Denn wer weniger bezahlt arbeitet oder vergleichsweise oft weniger verdient, hat unter dem Strich zwangsläufig geringere finanzielle Mittel zur Verfügung, die angelegt und für die Vorsorge genutzt werden können. Nach dem aktuellen Vermögensbarometer des DSGV bewerten Männer ihre finanzielle Situation so auch deutlich positiver als Frauen. 43 Prozent der Männer bezeichnen ihre Lage als gut oder sogar sehr gut. Bei den Frauen sind es zehn Prozentpunkte weniger
Jetzt ist der beste Zeitpunkt
Umso wichtiger ist es für Frauen, bei der Geldanlage auf eine gute Rendite zu achten und daher auch Wertpapiere in den Blick zu nehmen. Doch gerade hier besteht Nachholbedarf. Das hat eine Studie der Universität Mannheim in diesem Jahr ergeben: In Deutschland sind nur gut 17 Prozent der befragten Frauen an der Börse investiert, aber etwa doppelt so viele Männer. „Der Einkommensunterschied spielt als Grund eine große Rolle“, sagt Studienautorin Alexandra Niessen-Ruenzi. „Aber es gibt noch andere Gründe, warum Frauen weniger an der Börse investieren“, so die Professorin an der Universität Mannheim, die dort speziell zum Thema Frauen und Finanzen forscht. In ihrer Studie hat sie auch eine unterschiedliche Risikobereitschaft der Geschlechter festgestellt: „Männer sind tendenziell risikofreudiger. Und wer in Aktien investiert, muss ein gewisses Risiko eingehen, weil Aktien eine höhere Schwankungsbreite in der Wertentwicklung haben als beispielsweise festverzinsliche Wertpapiere.“
Die Zurückhaltung und Unsicherheit der Frauen in Sachen Wertpapiere und Börse hat laut Studie auch viel damit zu tun, dass sie sich schlechter informiert fühlen. Und sie sind es auch. Denn: „In fast allen westlichen Ländern haben Männer im Schnitt mehr Finanzmarktwissen als Frauen“, so die Wissenschaftlerin.
Die Expertinnen sind sich daher einig: Frauen müssen aktiver über Geldanlage sprechen, wenn sich am Gender Investment Gap etwas ändern soll. „Dabei gibt es zwar viele Informationsangebote. Aber es ist wichtig, genau hinzuschauen, wer dahintersteckt“, mahnt DSGV-Geschäftsführerin Schriever. „Man sollte auf seriöse und neutrale Anbieter achten, um sich ein solides Grundwissen anzueignen.“
Bei der Geldanlage selbst sind Fondssparpläne ein guter Einstieg. Mit ihnen erübrigt sich auch die Frage nach dem besten Einstiegszeitpunkt. Gabriele Widmann muss immer schmunzeln, wenn sie danach gefragt wird: „Dann sage ich: Der beste Zeitpunkt ist jetzt! Also nicht lange überlegen, sondern einfach mit einem Fonds einsteigen, der marktbreit in Wertpapiere investiert.“
Foto: Deka; DSGV; Titelfoto: AdobeStock
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