Den Nutzen für nachfolgende Generationen im Blick

Seit 1. Juli 2024 ist Dr. Maik Grabau neuer Inhaber des Stiftungslehrstuhls Nachhaltigkeit und Finanzmärkte an der Hochschule für Finanzwirtschaft & Management (HFM) in Bonn. Stiftungsgeberin des neuen Lehrstuhls ist die Deka.

Herr Dr. Grabau, Sie wechseln nach 22 Jahren vom DSGV in die Professur an der HFM. Was hat Sie an der neuen Aufgabe gereizt?

Dr. Maik Grabau: Das waren zwei Dinge: Zum einem ist Nachhaltigkeit ein Megatrend, der den Finanzsektor verändern wird. Das ist – auch in akademischer Sicht – ein wichtiges Thema. Zum anderen bin ich seit Jahren in diesen Bereichen unterwegs. Die Stiftungsprofessur der Deka ist eine ideale Gelegenheit für mich, mein Wissen zu erweitern und an junge Menschen weiterzugeben. Und nicht zuletzt ist es spannend, noch einmal etwas Neues zu wagen.


Los ging es ja am 1. Juli – die Vorlesungen beginnen im September. Was haben Sie sich für den Start vorgenommen?

Grabau: Meine Priorität liegt gerade darauf, mich auf die Lehre vorzubereiten. Dafür erhalte ich aber auch eine tolle Unterstützung seitens der Hochschule. Daneben will ich mich mit Fragestellungen der Intertemporalen Allokation für den Bereich Nachhaltigkeit beschäftigen, also wie man bei heutigen Entscheidungen den Nutzen zukünftiger Generationen berücksichtigen kann.

Dr. Maik Grabau

Inhaber der Stiftungsprofessur Nachhaltigkeit und Finanzmärkte an der HFM in Bonn

Wie kann man sich das konkret vorstellen?

Grabau: Wenn wir heute Geld und Ressourcen beispielsweise in Forschung und Entwicklung investieren, dann entsteht neben Schulden auch Vermögen und Wissen, was zukünftigen Generationen dann nutzbringend zur Verfügung steht. Dieser Aspekt wird in der aktuellen Nachhaltigkeitsdiskussion leider häufig vergessen. Und eben diese Aspekte sollten in Entscheidungen – auch im Asset Management - einbezogen werden. Ich möchte stärker beleuchten, wo eine solche Entscheidungsfindung beginnt und wo sie enden muss. Denn wenn wir uns z. B. heute die Frage stellen: Wie viel CO2 sollten wir heute produzieren, dann kann die Antwort nicht ‚null‘ sein, denn ein Teil der CO2-Produktion schafft materielles oder immaterielles Vermögen, welches zukünftigen Generationen einen Nutzen stiftet. Es ist also eine Abwägung zwischen heutigem Schaden und zukünftigem Nutzen.
Jetzt ist es ja eine Stiftungsprofessur der Deka – wird die Deka denn in Ihrer Forschung eine Rolle spielen?

Grabau: Ja natürlich, die ersten Kontakte dafür sind bereits geknüpft. Ich kann viele Fragen, Lösungen und Angebote mit in die Forschung nehmen. Im Gegenzug möchte ich natürlich hier auch Themen und Trends aus der Forschung weitergeben. Außerdem ist die Deka ja bereits an einigen Stellen in der Forschung aktiv, etwa mit IQAM Research. Ich kann mir gut vorstellen, dass wir uns da vernetzen und ich einen Beitrag leisten kann, dass die Forschung der Deka auch stärker wahrgenommen wird. Auf der anderen Seite wollen wir natürlich auch mit unseren Weiterbildungsangeboten der HFM attraktiv für die Mitarbeitenden der Deka sein. Wir sind ja eine anwendungsbezogene Hochschule, und es ist für mich wichtig, den Praxisbezug der Themen an meine Studierenden zu vermitteln.