"Wir wollen Einfluss behalten"

In der Online-Ausgabe der SparkassenZeitung äußert sich Ingo Speich, Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei Deka Investment, zu einer „methodisch äußerst fragwürdigen“ Studie des Vereins Finanzwende, in der unter anderem der Deka „Greenwashing" vorgeworfen wird.

SparkassenZeitung: Herr Speich, die NGO Finanzwende wirft der Fondsbranche und der Deka Investment in einer aktuellen Studie "Greenwashing" vor und macht dies beispielhaft am Deka-Nachhaltigkeit GlobalChampions fest. Da sich dieser bei den 10 größten Werten im Fonds nicht vom konventionellen Pendant Deka-GlobalChampions unterscheide, könne dieser gar nicht nachhaltig sein. Die Deka hat den Vorwurf unter anderem auf Ihrem Twitter-Kanal entschieden zurückgewiesen. Was sind die Gründe dafür?

Ingo Speich: Wir können die Vorwürfe der Studie in Bezug auf die Deka nicht nachvollziehen. Die gesamte Fondsbranche zu kritisieren und das mit einem einzigen, zudem hierzu nicht passenden Beispiel der Deka Investment zu unterlegen, ist methodisch äußerst fragwürdig. Natürlich sind im Deka-Nachhaltigkeit GlobalChampions auch Werte enthalten, in die auch der Deka GlobalChampions investiert.

Denn erklärtes Ziel dieses Produktes ist es, den Investmentansatz seines konventionellen Pendants beizubehalten, darüber hinaus aber zusätzliche nachhaltige Ausschlusskriterien zu definieren. Deshalb gibt es keine Veranlassung, Unternehmen wie zum Beispiel Visa, Walt Disney oder PepsiCo hier auszuschließen. Aktuell hält der Fonds rund 80 Prozent des Volumens der konventionellen Variante.

In der Studie werden zahlreiche Unternehmen genannt, die von den Autoren als nicht nachhaltig angesehen werden. Dazu gehören zum Beispiel die Ölmultis Exxon Mobil, BP Royal Dutch Shell, Total, Chevron, das Bergbauunternehmen Rio Tinto, VW, der Versandhändler Amazon sowie das Pharmaunternehmen Johnson & Johnson. Sind diese im Deka-Nachhaltigkeit GlobalChampions enthalten?

"Wir können die Vorwürfe der Studie in Bezug auf die Deka nicht nachvollziehen."

Ingo Speich, Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance, Deka Investment

Speich: Bis auf Amazon und Johnson & Johnson darf der Fonds auf Grund des Nachhaltigkeitsfilters in keines der in der Frage genannten Unternehmen investieren und hat dies auch nicht gemacht. Zu den Ausschlusskandidaten gehören unter anderem auch die Dax-Unternehmen Bayer und BASF. Hier erweckt die Studie einen falschen Eindruck. Dies macht sie auch beim Beispiel VW. Vor dem Hintergrund des Dieselskandals wird generell ein Investment in dem Autobauer kritisiert. Die Deka Investment ist in diesem Kontext Musterkläger gegen VW. Die Studie erwähnt das nicht.
Stichwort Johnson & Johnson: Die Studie kritisiert das Unternehmen für das Fördern des Missbrauchs von Opioiden in den USA und fordert dessen Ausschluss aus Nachhaltigkeitsfonds. Können Sie das nachvollziehen?

Speich: Nein. Warum sollen wir mit Johnson & Johnson einen wesentlichen Player bei der Covid-Impfstoffentwicklung ausschließen? Wir halten das, nicht nur, aber auch aus Nachhaltigkeitsgründen, nicht für zielführend. Vielmehr setzen wir hier auf unsere aktive Engagement-Strategie und sprechen mit dem Unternehmen direkt über das Thema. Wenn wir als Investor aussteigen, verlieren wir diese Einflussmöglichkeit.

Das Interview ist am 3. Dezember 2021 zuerst auf der Webseite der SparkassenZeitung erschienen.