Presseinformation

Deka-Prognose 2026: Weltwirtschaft zwischen Stabilität und Umbruch

  • Globale Wirtschaft wächst trotz tiefgreifender Änderungen um 3,0 Prozent
  • Neue Geoökonomie stellt einen globalen Strukturwandel dar
  • Künstliche Intelligenz treibt Wachstum und Produktivität
  • Demografische Entwicklung stabilisiert Kapitalmärkte
  • Diversifikation ist am Kapitalmarkt der Schlüssel zum Anlageerfolg
 
Frankfurt, 12.11.2025

Die Weltwirtschaft zeigt sich zum Jahreswechsel 2025/26 bemerkenswert stabil und das trotz tiefgreifender geopolitischer, technologischer und demografischer Veränderungen. Vor diesem Hintergrund rechnen die Deka-Volkswirte für die kommenden zwei Jahre mit einem moderaten, aber stetigen Weltwirtschaftswachstum. „Während die Weltwirtschaft mit einem Wachstum von etwa 3 Prozent erstaunlich stabil bleibt, sehen wir unter der Oberfläche einen tiefgreifenden Strukturwandel, der Gewinner und Verlierer hervorbringt“, sagt Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank.
 
Die Neuausrichtung der Weltwirtschaft geht von den zwei größten Volkswirtschaften der Welt, den USA und China, aus. Beide sehen sich in einer geopolitischen Wettbewerbssituation, in der es gilt, die eigene Position zu stärken. Dabei strebt die Regierung Trump eine Reindustrialisierung der eigenen Volkswirtschaft verbunden mit einer Verminderung der Außenhandelsdefizite an, in der Zölle einen dauerhaften Bestandteil der US-Außenhandelspolitik darstellen. China hält wiederum an seiner industriellen Dominanzstrategie fest, in der es ebenfalls eine Weltmarktführerschaft anstrebt, und zwar in sämtlichen Industriebereichen. Die Handelspolitik der USA stellt eine klare Abkehr vom Konzept der globalisierten Weltwirtschaft dar: von Außenhandelsgewinnen für alle hin zu einer stärker geopolitisch geprägten Wirtschaftsordnung, in der vor allem die eigene Position zählt. „Die Weltwirtschaft bleibt trotz der neuen geoökonomischen Realität erstaunlich resilient“, sagt Kater und verweist auf stabile Wachstums- und wieder niedrige Inflationszahlen, welche die Deka-Volkswirte auch in den kommenden zwei Prognosejahren erwarten. Die Weltwirtschaft wird nicht abgebaut, sie wird umgebaut.
 
Gleichzeitig treiben technologische Innovationen, insbesondere im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI), Investitionen und Produktivitätssteigerungen voran. In den kommenden Jahren bleibt die Technologie ein bedeutender Wachstumstreiber und schon heute erzielen Unternehmen mit KI teilweise hohe Cash-Flows. „Die Wucht dieser Impulse wird in den gesamtwirtschaftlichen Daten schon heute sichtbar“, stellt Kater heraus, ergänzt aber gleichzeitig: „Wir halten viele gegenwärtige Produktivitätsverheißungen durch KI in den Wirtschaftsprozessen für übertrieben.“ Mit knapp 1 Prozent tragen KI-Investitionen nach Schätzung der Deka etwa die Hälfte zum Wachstum der US-Gesamtwirtschaft im Jahr 2025 bei. „In den reichen Volkswirtschaften mit sinkendem Arbeitskräftepotenzial bietet dies eine wertvolle Unterstützung bei der Erhaltung des Wohlstandes.“
 
Der demografische Wandel, insbesondere in Europa wird immer spürbarer. Alternde Gesellschaften, Fachkräftemangel und steigende Sozialausgaben stellen die Volkswirtschaften einerseits vor große Herausforderungen. Auf der anderen Seite führt die demografische Entwicklung auch zu einer erhöhten Nachfrage nach Vermögenswerten, was die internationalen Kapitalmärkte stabilisiert.
 
In den USA zeigt sich die Wirtschaft trotz der protektionistischen Politik der Regierung widerstandsfähig. Das Wirtschaftswachstum steigt 2026 noch einmal um 0,1 Prozentpunkte auf 2,1 Prozent, und die Inflation wird durch Zollerhöhungen nur vorübergehend beeinflusst, sodass sie 2026 bei 2,8 Prozent liegen wird. In China lässt die Wachstumsdynamik weiter nach, doch bleibt das Land aufgrund seiner Größe und Exportstrategie ein bedeutender Akteur auf den Weltmärkten. Hier rechnen die Deka-Volkswirte ohne Politikkorrekturen mit einem Wachstum von nur noch 4,3 Prozent. Europa wiederum steht vor einer Umkehr der Verhältnisse: Während Deutschland und Frankreich mit Wachstumsschwächen kämpfen, entwickeln sich Länder wie Italien, Spanien und Griechenland zu Stabilitätsfaktoren. Insgesamt wächst die Eurozone im kommenden Jahr um 1,2 Prozent. Mit Blick auf Deutschland sagt der Deka-Chefvolkswirt: „Forschung und Entwicklung findet in Deutschland auf Weltniveau statt, die Umsetzung von neuen Techniken in Marktprodukte liegt jedoch fest in den Händen der USA.“ Seit ihrem Hochpunkt im Jahr 2018 ist die Industrieproduktion in Deutschland um fast 20 Prozent gesunken und die Marktanteile der Unternehmen auf den weltweiten Exportmärkten im Durchschnitt aller Branchen um 15 Prozent zurückgegangen. Die deutsche Industrie reagiert mit Diversifizierungsstrategien und der Erschließung neuer Geschäftsfelder, doch die Rahmenbedingungen für einen echten Aufbruch fehlen. „In dieser Lage brauchen wir Rahmenbedingungen, die Wandel und Neuanfang begünstigen“, fordert Kater. Das Gegenteil sei jedoch der Fall: Überregulierung, wenig kraftvolle steuerliche Anreize, hohe Energiekosten und Infrastrukturmängel lassen keine Aufbruchstimmung aufkommen. Die bisherigen Anstrengungen der Bundesregierung gingen zwar in die richtige Richtung, sind jedoch nicht durchschlagend genug, um die Stimmung im Unternehmenssektor zu drehen.
 
Die Kapitalmärkte zeigen sich in dem Umfeld zunehmender geopolitischer und wirtschaftlicher Unsicherheiten bemerkenswert robust. Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte und Strategie bei der DekaBank, rechnet damit, dass trotz multipler Risiken die globalen Aktienmärkte ihren Aufwärtstrend fortsetzen. „Die Kapitalmärkte haben sich in den vergangenen Jahren als bemerkenswert widerstandsfähig erwiesen. Wir sehen weiterhin ein stabiles globales Wirtschaftswachstum, das als Rückgrat für die Unternehmensgewinne und damit für die positive Entwicklung der Märkte dient“, so Schallmayer.
 
Besonders die US-amerikanischen Börsen heben sich durch die starke Performance der Technologie- und Plattformunternehmen hervor. „Die Mag7, die großen Technologieunternehmen der USA, spielen weiterhin in einer eigenen Liga. Ihre Gewinne haben sich in den vergangenen zehn Jahren mehr als versiebenfacht, und sie treiben die Entwicklung der Märkte maßgeblich voran“, so Schallmayer. Anzeichen für eine entstehende Blasenbildung sind zwar vorhanden, die außerordentlich hohe Profitabilität der Mag7 erlaubt es ihnen jedoch, ihre Investitionen von den hohen Niveaus weiter zu steigern. Schallmayer erwartet dennoch, dass sich das Gewinnwachstum der Mag7 verlangsamen wird. Eine Gefahr eines abrupten Einbrechens sieht er hingegen nicht. Darüber hinaus erfasst der Investitionsboom immer mehr Branchen.
 
Auch die asiatischen Märkte zeigen eine zunehmende Dynamik, insbesondere durch das Thema KI und Halbleiterindustrie. „Wir sehen, dass sich die technologische Innovation in Asien beschleunigt. Unternehmen in China, Taiwan und Südkorea profitieren von der wachsenden Nachfrage nach KI-Technologien und Halbleitern“, so Schallmayer weiter.
 
In Europa hingegen bleibt die Situation herausfordernd. Regulatorische Belastungen und unvorteilhafte Entscheidungen auf politischer und Unternehmensebene setzen vor allem Branchen wie die Chemie- und Automobilindustrie unter Druck, während die Anpassung an die neue geoökonomische Realität Zeit benötigt. Dennoch zeigt sich Schallmayer optimistisch: „Die Anpassungsfähigkeit und Innovationskraft europäischer Unternehmen sollte nicht unterschätzt werden. Wir erwarten, dass sich die strukturellen Veränderungen und fiskalischen Maßnahmen in den kommenden Jahren positiv auf die Unternehmensgewinne auswirken werden. Unternehmen können sich schneller an Rahmenbedingungen anpassen als ganze Volkswirtschaften.“
 
Die Rentenmärkte stehen weiterhin im Zeichen der steigenden Staatsverschuldung. Dennoch sieht Schallmayer keine unmittelbaren Anzeichen für eine Krise: „Die Kapitalmärkte haben sich in diesem Jahr bereits intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt. Deshalb erwarten wir kurzfristig keine neuen Überraschungen, langfristig bleibt die Staatsverschuldung allerdings das dominierende Thema.“
 
Besonders attraktiv bleiben Unternehmensanleihen, insbesondere im High-Yield-Segment, sowie Anleihen aus Schwellenländern. „Die Kombination aus stabilen Spreads, einem nach oben zeigendem Ratingtrend und moderat rückläufigen US-Renditen machen vor allem Emerging Markets-Hartwährungsanleihen sehr attraktiv“, erläutert Schallmayer.
 
Der Goldpreis hat in diesem Jahr ein starkes Momentum entwickelt, getrieben durch Sorgen vor einem Vertrauensverlust in Staatsanleihen. „Langfristig wird der Goldpreis aufgrund der strukturellen Risikothemen, insbesondere dem unaufhaltsamen Anstieg der Staatsverschuldung, eine stetige, aber moderate Unterstützung erfahren“, so Schallmayer.
 
Trotz der Herausforderungen der neuen Geoökonomie bleibt der Ausblick für die Kapitalmärkte in den kommenden Jahren konstruktiv. „Die Rahmenbedingungen erlauben ein gut diversifiziertes Portfolio aus Aktien und Anleihen. Stabilität sollte durch eine dosierte Immobilienbeimischung ergänzt werden, und auch Gold gehört weiterhin in ein ausgewogenes Anlageportfolio“, fasst Schallmayer zusammen.
 
Die Deka-Volkswirte sehen in der neuen geoökonomischen Realität sowohl Chancen als auch Herausforderungen. Die Unternehmen werden sich zunehmend an die neuen Rahmenbedingungen anpassen. „Für Anleger bleibt 2026 entscheidend, die Entwicklungen genau zu beobachten und flexibel auf Veränderungen reagieren zu können“, betont Schallmayer. Er rät Anlegern, sich bei der Geldanlage international und breit, also über unterschiedliche Vermögensgegenstände, aufzustellen.
 



Über die Deka

Die Deka-Gruppe, bestehend aus der DekaBank Deutsche Girozentrale (DekaBank) und ihren Tochtergesellschaften, ist das Wertpapierhaus der deutschen Sparkassen und Teil der Sparkassen-Finanzgruppe. Mit einem verwalteten Vermögen in Höhe von 427 Mrd. Euro (per 30.06.2025) sowie rund 5,9 Millionen betreuten Depots ist sie einer der größten Wertpapierdienstleister und Immobilien-Asset Manager in Deutschland. Die Deka-Gruppe bietet Investmentlösungen und Dienstleistungen für private und institutionelle Anleger an und richtet ihr Angebot an den Anforderungen ihrer Eigentümer, den Sparkassen, aus.

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