Ein Haus für Wohnsitzlose

Im Rahmen eines Teamevents haben 21 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Risikocontrolling der Deka ein "Little Home" gebaut.

Wege in die Obdachlosigkeit gibt es viele: Häufig trifft es Menschen in kritischen Lebenssituationen oder mit gebrochenen Biografien. Meist kommen dann noch psychische Probleme, Alkohol und Drogen hinzu. Das Leben auf der Straße ist gefährlich und ein Weg zurück in einen geregelten Alltag mit einem „Dach über dem Kopf“ schwierig. Am 12. Oktober haben einundzwanzig Kolleginnen und Kollegen aus der Einheit Modellrisikomanagement und -validierung mit dem Bau eines "Little Homes" versucht, hier einen kleinen Beitrag zu leisten.

Und los geht´s: Gemeinsam werden die ersten Handgriffe angelegt

Auf dem Parkplatz eines Baumarktes in Kriftel bauten sie gemeinsam ein kleines Haus aus Holz. Das rund drei Quadratmeter große Häuschen verfügt über das Nötigste: eine Matratze, einen Erste-Hilfe-Kasten, eine Campingtoilette und ein Dach. Vor allem aber ist es abschließbar, so dass die künftige Bewohnerin oder der künftige Bewohner wieder die Möglichkeit hat, einen eigenen Verantwortungsbereich aufzubauen.

„Wir wollten unserem Teambuilding diesmal einen besonderen Sinn geben und haben uns daher für den Bau eines ‚Little Homes‘ entschieden,“ so Abteilungsleiter Dr. Carsten Wehn.  Auch wenn anfänglich Vorbehalte bestanden („bei so vielen Theoretikern in unserer Abteilung wird das nie etwas“), stellten sich doch alle mit viel Freude der Aufgabe. Angeleitet wurden sie von Sven Lüdecke, dem Leiter des Vereins „Little Home“, und zwei Mithelfern, Patrick und „Kette“. 

Berichte, die betroffen machen

Im Gespräch mit „Kette“, der vor Kurzem selbst ein „Little Home“ in Essen bezogen hat, haben die Kolleginnen und Kollegen der Validierung aber auch viel über Wege in die Obdachlosigkeit und den Hoffnungsschimmer, den ein (wenn auch kleines) Dach über dem Kopf bieten kann, lernen können. "Kette" hat drei Jahre auf dem Bau gearbeitet, bevor er in die Obdachlosigkeit rutschte. Dazu kamen „falsche Freunde“ und der Kontakt zu Drogen. Durch die Möglichkeit eines Rückzugs in das „Little Home“ hat er wieder ein wenig Fuß fassen können und beispielsweise „Hartz IV“ beantragt. Sein Schicksal, aber auch die Berichte von Sven Lüdecke, haben viele Kolleginnen und Kollegen sehr betroffen gemacht.

Um die Mittagszeit: So allmählich ist zu erkennen, wie das Endprodukt aussehen könnte.

Für einige war es das erste Mal, dass sie überhaupt eine Tischkreissäge, einen Akkuschrauber oder eine Bohrmaschine in der Hand hielten. Die handwerkliche Scheu konnte aber rasch überwunden werden und so entstanden innerhalb kurzer Zeit aus einem Stapel Bretter und Balken die Wände und das Dach – und das Ganze auch noch ohne Bauplan. Bereits um die Mittagszeit konnten die Seitenwände auf den ebenfalls selbst gefertigten beweglichen Boden montiert und mit dem Dach- und Innenausbau begonnen werden.

Es geht auch mal ohne Akribie und perfekten Plan

„Unsere Arbeit bei der Deka ist normalerweise von hohen Anforderungen an die Präzision geprägt. Umso erfrischender ist es zu sehen, dass auch mit größeren Fehlertoleranzen etwas Praktikables auf die Beine gestellt werden kann,“ so Dr. Markus Oldenburg: "Den Rest hat dann der Bauschaum gerichtet.“ Für alle war dabei beeindruckend, wie schnell sich die Fragen, welche Spanholzplatte nun an welchen Balken gehört oder ob man gerade oder nicht doch versetzt arbeitet, in greifbaren Resultaten auflösten. Trotz der im Vorfeld geäußerten Bedenken ging es Hand in Hand und mit sehr viel Teamarbeit, Engagement und Teamgeist voran.

Das fertige Häuschen auf dem Weg in den Frankfurter Osten: Noch am selben Abend konnte eingezogen werden

Da die Deka im Rahmen ihres Gesellschaftlichen Engagements das Vorhaben unterstützt und die Materialkosten übernommen hat, lag die Farbwahl in Rot natürlich sehr nahe. Das kleine Häuschen - das 248ste seiner Art - konnte schließlich noch am gleichen Abend abgeholt und im Frankfurter Osten neben vier anderen „Little Homes“  aufgestellt werden. Die künftige Bewohnerin zeigte sich sichtlich bewegt.

„Beim Teambuilding geht es ja auch darum, die eigene Komfortzone ein Stück zu verlassen“, sagt Sabina Gasimova. "Das haben wir mit der Aktion auf jeden Fall erreicht. Wir nehmen zahlreiche neue Erfahrungen mit: Von der Beschäftigung mit dem sonst eher fernen Thema Obdachlosigkeit über neue handwerkliche Aufgaben bis zum guten Gefühl einer erfolgreichen Teamzusammenarbeit in einem frendem Fach."